Wie Kinder mit Trauer umgehen

Tod & Sterben

Wie Kinder mit Trauer umgehen

Erwachsene begreifen die Endlichkeit des Lebens und damit die Irreversiblität des Todes. Sie entwickeln Strategien, um mit ihrer Trauer umzugehen. Kinder dagegen haben ganz eigene Vorstellungen von Tod und Sterben.

Seitdem sich Kleinfamilien in westlichen Gesellschaften durchgesetzt haben, ist der Tod ein seltenes Thema innerhalb von Familien geworden. Das hat mehrere Gründe. Kleinfamilien haben einfach weniger Mitglieder als Großfamilien und damit auch weniger Todesfälle innerhalb eines engeren Beziehungsnetzes. Auch wurde die Altenpflege und Sterbebetreuung in den letzten Jahrzehnten professionalisiert, d.h. aus dem direkten Einflussbereich der Familien herausgelöst. Zudem ist die Lebenserwartung gestiegen und der medizinische Fortschritt trägt dazu bei, dass es immer weniger Krankheiten tödlich verlaufen.

Wann werden Kinder mit dem Tod konfrontiert?

Dennoch werden Kinder häufig mit dem Tod konfrontiert. Neben dem Tod eines Familienangehörigen oder eines Haustieres, erleben Kinder den Tod vor allem in den Medien. So wurde in Schweden festgestellt, dass 40 Prozent der Kinder glauben, dass ein Mensch nur durch Mord oder Totschlag sterben kann. In den USA sehen Kinder während ihrer Grundschulzeit im Durchschnitt etwa 8000 Morde und knapp 100.000 Gewalttaten im Fernsehen.

Wie erfassen Kinder den Tod?

Wie Kinder mit Tod und Sterben umgehen, hängt ganz von ihrem Alter, dem sozialen Umfeld und ihrer Sozialisation innerhalb ihres Beziehungsnetzes ab. Die Fachliteratur unterscheidet vier Phasen der Todesvorstellung bei Kindern. Buchempfehlungen zum Thema Tod und Trauer im Kinderbuch finden Sie hier.

Kinder im Vorschulalter verstehen den Tod als eine Beendigung aller Körperfunktionen. Der Tod ist noch reversibel. Verstorbene können in dieser kindlichen Vorstellung noch zwischen dem Lebendig und Nicht-Lebendigzustand hin und herwechseln. Das liegt vor allem daran, dass Kinder bis zum fünften Lebensjahr noch kein ausgeprägtes Verständnis von Zeit und Dauer haben.

Zwischen dem sechsten und neunten Lebensjahr erkennen Kinder, dass der Tod nicht mehr umkehrbar ist. Jedoch haben sie noch keine genaue Vorstellung vom biologischen Zerfall. Der Tod kommt von außen und wird durch den Sensenmann personifiziert. Kinder in diesem Alter verbinden den Tod mit Gewalt, z.B. mit Unfällen. Tod durch Krankheit oder aufgrund hohen Alters wird nur schwer verstanden. Die Universalität des Todes, also auch der eigenen Sterblichkeit wird noch geleugnet.

Ab dem zehnten Lebensjahr realisieren Kinder, dass alle Menschen, auch sie selbst, irgendwann sterben müssen. Dennoch bleiben kindliche Allmachtsphantasien bis ins Jugendalter bestehen. In dieser Zeit schwindet auch das Interesse am Thema, da Kinder in dieser Zeit verstärkt in ihren, über die Sozialisation erworbenen Rollen aufgehen und sich in diesen behaupten. Erst in der Pubertät verstärkt sich das Interesse am Tod wieder.

In der Pubertät ist die Suche nach der eigenen Identität zwangsläufig mit der Suche nach dem Sinn des Lebens verbunden. Mit dieser Sinnsuche erhält auch der Tod eine neue Bedeutung: Nämlich als unausweichliches Ende jeglichen Lebens. Adoleszente thematisieren häufig den Thema Suizid. Der Übergang vom Jugendlichen zum Erwachsenen ist mit vielen Ängsten und Unsicherheiten verbunden. Suizide Gedankenspiele dienen in dieser Zeit als Ventil, aber auch als Bestrafungsinstrument für nörgelnde Erwachsene.

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