Quengelnde Kinder Wenn Kinder Radau machen Claudius Berendes Kleine Kinder sind putzig und herzallerliebst. Das stimmt. Leider nicht immer. Manchmal sind Kinder aggressiv und quengelig. Wie reagiert man dann? Tipps zum Umgang mit quengelnden Kindern. Wenn Kinder schlecht gelaunt sind, ist das für ihre Eltern oftmals nicht leicht. Selbst wenn sie sich Mühe geben und mit Geduld auf ihr Kind eingehen, hilft das manchmal nicht. Der Kleine schreit und weint und ist nicht zu beruhigen. Vielen Eltern ist es peinlich, wenn dies in der Öffentlichkeit geschieht. Wenn sich das Kind beispielsweise auf die Straße wirft und nicht weiter will – Was sollen nur die Leute denken? Halten sie mich für eine Rabenmutter? Oder Sie sind mit Ihrem Kleinen im Restaurant. Er kleckert und nörgelt. Manche Gäste schauen missbilligend herüber. „Kann sich das Kind denn nicht benehmen?“ Eltern fühlen sich in solchen Situationen oft in ihren Erziehungsmethoden kritisiert und werden nicht selten unsicher. Vor allem wenn das Kind total ausrastet, weil es im Supermarkt keine Schokolade bekommt. Der Klassiker: Quengeln im Supermarkt Einkaufen mit Kindern ist oftmals nicht leicht. Es ist langweilig und das, was Mama und Papa kaufen nicht so lecker wie das was sich das Kind wünscht. Wenn das Kind auch noch schlecht drauf ist, wird der Einkauf oft zur Qual. Phase eins: Weingummi Die Mutter will nur das Nötigste kaufen und eilt durch die Regalreihen. Das Kind hat freilich mehr Zeit. Es gibt aber auch viel zu sehen. Vor allem die buntverpackten Süßigkeiten ziehen den Kleinen magisch an. Mit Kennermiene begutachtet er die verschiedenen Angebote und entscheidet sich spontan für die bunte Weingummitüte. Der Mutter fehlt für derartige Feinschmeckerei der Sinn. Kurzentschlossen legt sie die Tüte wieder zurück ins Regal. Phase eins ist erreicht, ärgerliches Unverständnis: „Wie kann man nur soviel langweiliges Zeug wie Brot, Eier und Milch kaufen“, denkt das Kind. Phase zwei: Die Wursttheke Nächste Station Wursttheke: Mutter kauft Salami und Leberwurst. Schon ein wenig verstimmt wegen der Weingummitüte macht das Kind seine Mutter auf die Mortadella mit Gesicht aufmerksam. Totschlagargument: Lecker und witzig. Leider kann sich die Mutter auch für diesen Versuch nur mäßig begeistern. „Wir haben noch Mortadella zu Hause“, lautet ihr kunstverkennendes Argument. Die Bemühungen des Kindes, auf die Besonderheit der Gesichtsverzierung und dessen ästhetischen Reiz aufmerksam zu machen, laufen ins Leere. Phase zwei: Trotziges Gequengel. Phase rot: An der Kasse Diese findigen Supermarktbetreiber haben bestimmt keine Kinder. Sonst würden sie nicht die ganzen Schokoriegel direkt an der Kasse platzieren. Während die Mutter wartend in der Schlange steht, hat das Kind genügend Zeit sich die Leckereien anzuschauen. Diesmal soll es ein Überraschungsei sein. Der entnervte Hinweis der Mutter, dass sie noch genug Süßigkeiten im Hause hätten, bricht die letzten Dämme der Selbstbeherrschung des Kindes. Es schreit, brüllt, keift und will nur noch eines: Dieses Ei! Was tun? Auch wenn es wenig hilfreich klingt: Ruhe bewahren und standhaft bleiben. Das Kind muss lernen, dass es nicht immer alles bekommt was es sich wünscht. Schon gar nicht durch Gezeter. Sicher ist es stressig, wenn das Kind schreit. Zumal wenn eine gutmütige, ältere Frau sich hilfsbereit einmischt: „Nun kaufen sie ihrem Kind doch dieses Ei!“ Vielen Eltern ist es peinlich, wenn ihr Kind außer Kontrolle gerät. „Was sollen nur die Leute denken?“. Nun, sie sollen erst einmal denken was sie wollen! Auch hier gilt es sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Kinder merken sehr wohl, das ihr Druckmittel „Schreien“ in der Öffentlichkeit oftmals die beste Wirkung erzielt. Schnitzeljagd Supermarkt Nun gibt es aber zum Glück auch Möglichkeiten, wie Eltern solchen Anfällen ihres Kindes vorbeugen können. Beispielsweise indem sie eine Abmachung mit ihrem Kind treffen. Wenn es sich anständig beim Einkaufen verhält, darf es sich jedes Mal eine Kleinigkeit aussuchen. Wenn die Kinder älter sind, ist es hilfreich sie beim Einkaufen einzubeziehen. „Suche und finde die Haferflocken und bringe sie bitte her!“. Mit derartigen Aufträgen, beschäftigt man die Kinder und lenkt sie von ihrer Fixierung auf Schokolade und Co ab. Das Einkaufen wird zu einem spielerischen Unternehmen und das Kind fühlt sich in seinen Fähigkeiten ernst genommen. Der Kampf mit den Nudeln So ein Restaurantbesuch ist doch eigentlich eine feine Sache. Leckeres Essen und man muss nachher noch nicht mal selber aufräumen. Super! Nur gestaltet sich oftmals alles ein wenig anders, wenn man ein kleines Kind dabei hat. Zumal die meisten Kinder auf Kriegsfuß mit dem geschätzten Freiherrn von Knigge stehen. Ist aber auch spannender die Nudeln mit den Händchen statt mit Essbesteck in den Mund zu befördern. Manschen und Panschen Nahrungsmittel sind zum Essen da. So sehen es zumindest Erwachsene. Ist ihnen noch nicht aufgefallen, das die Konsistenz mancher Nahrungsmittel erstaunliche Ähnlichkeit mit Sand oder Lehm hat? Und was macht man mit Sand und Lehm? Na klar, Burgen bauen! Und was macht man, wenn der Sand nicht schnell geliefert wird? Na klar, schreien! Im Restaurant ist es oftmals besonders unangenehm, wenn das Kind auf den Putz haut. Schließlich wollen die anderen Gäste ihren Aufenthalt auch genießen und es ist den Eltern peinlich, dass sich ihr Kind so daneben benimmt. Präventivmaßnahme Restaurant ist nicht gleich Restaurant. Nicht nur in Bezug auf die Qualität des Essens und des Ambientes, sondern auch bezüglich ihrer Kindertauglichkeit. Viele Restaurants haben sich speziell auf die Bedürfnisse von Familien eingestellt. Es ist daher sinnvoll, im Vorfeld ein solches Restaurant auszusuchen. Auch die übrigen Gäste wissen dann, worauf sie sich eingelassen haben. Besonders empfehlenswert ist es, wenn das Lokal schön gelegen ist. Sind die Kinder unruhig, kann man ihnen erlauben, draußen ein wenig herumzutollen. Hat man dann ein entsprechendes Restaurant gefunden, empfiehlt es sich, einen geeigneten Tisch auszusuchen. Nicht unbedingt in der Mitte, sondern irgendwo im Hintergrund. So wird das eventuell aufgeführte Kindertheater eher zu einer Privatvorstellung. Die lästige Zeit des Wartens Hunger macht ungeduldig und quengelig, vor allem Kinder. Um die Zeit des Wartens zu verkürzen, sollte man die Kinder beschäftigen. Oder man sorgt dafür, dass es sich selber beschäftigt, beispielsweise indem man Malutensilien einpackt. Während das Kind friedlich malt, können sich die Eltern endlich mal wieder entspannt mit Omi unterhalten. Flughafen Kindermund Nun kommt allerdings das Essen und Probleme der anderen Art gleich mit. Das Kind manscht und panscht, hat plötzlich keinen Hunger und will sich schon gar nicht füttern lassen. Manchmal lässt es sich spielerisch überlisten: Die Gabel wird zum Helikopter, das Essen zur wertvollen Fracht und der Kindermund zum Flughafen. Schwuppdiwupp ist die Fracht abgeliefert und befindet sich nun schon auf dem Weg ins Hauptlager, auch Magen genannt. Wenn das Kind dann trotz allem doch noch Rabbatz macht, ja dann, dann hilft nur noch stoisches Ausharren. Falls die anderen Gäste gereizt herüber schielen am besten nett zurück lächeln. In jedem Fall empfiehlt es sich, Ruhe zu bewahren. Im Restaurant sollte einem das ein wenig leichter fallen, denn was war noch gleich ein Vorteil eines Restaurantbesuchs? Richtig, man muss zumindest nachher nicht selber aufräumen. Wenn das Kind auf der Straße quengelt „Die Füße tun weh. Nimm mich auf den Arm! Nein, ich will doch lieber selber laufen! Lass mich doch mal hier stehen bleiben und gucken! Warum darf ich denn nicht durch die Pfützen laufen? Weißt Du was Papa? Ich schmeiß mich jetzt einfach mal auf den Boden und fange an zu schreien. Lass mich doch in Ruhe. Geh ruhig weiter.“ Eltern kennen das. Sie sind mit ihrem Kind unterwegs und plötzlich kommt der Totalstreik. Der böse Blick Passanten laufen vorbei und schauen den armen Vater strafend an. Wie kann man nur so herzlos sein und das schreiende Kind nicht trösten? Dabei hat der Vater vorher schon alles versucht, sein Kind liebevoll zum Weitergehen zu überzeugen. Doch ist halt heute einer dieser Tage, an denen das Kind einfach dicht macht. Wer weiß, vielleicht lag es nur an der leeren Cornflakes Packung heute Morgen beim Frühstück. Sei es drum, daran lässt sich jetzt nichts mehr ändern. Der arme Vater steht hilflos da und weiß nicht weiter. Der umgekehrte Magneteffekt Auch wenn es hart klingt: langsam weitergehen bewirkt meistens wahre Wunder. Je weiter sich die Eltern entfernen umso schneller holt das Kind die dazwischenliegende Distanz auf. Natürlich sollten die Eltern dabei immer wieder einen Blick auf ihr Kind werfen und darauf achten, dass sie sich nicht zu weit von ihm entfernen. Doch kommt es dazu in aller Regel gar nicht. Sobald das Kind merkt, das seine Aktionen nichts bewirken, ändert es seine Strategie. Auf Papas Arm ist es dann doch plötzlich gemütlicher als auf dem kalten Asphalt. Die Aufmerksamkeitsstrategie Als Präventivmaßnahme empfiehlt sich folgendes: „Schau nur da, das Vogelnest!“ Mit solchen oder ähnlichen Anregungen kann man sein Kind bei der Stange halten. Kinder sind von Natur aus neugierig. Und auf der Straße gibt es immer viel zu sehen und zu entdecken. Wenn Eltern ihre Kinder auf derlei Dinge aufmerksam machen, vertreiben sie so spielerisch seine Langeweile und damit eine Hauptursache für Quengelei. Zudem lernt das Kind mit offenen Augen durch die Welt zu gehen und – nicht zu vergessen – die Eltern ebenso.