Geschichte des Wickelns Gefesselte Kinder Redaktion Strammes Wickeln war und ist immer noch weltweit verbreitet. Das reich bebilderte Buch bündelt zahlreiche Beiträge zum Wissen über diese Praktiken zur Säuglingspflege und liefert einen historischen Überblick zur Geschichte des Wickelns. Er reicht von den Statuetten der Bronzezeit über die mittelalterliche Mystik und Kunst bis zur modernen Ratgeberliteratur. Das feste Einbinden gibt es bis heute auch im Westen Europas und in den Vereinigten Staaten. Es scheint sogar recht populär zu sein. Eine moderne und stark modifizierte Version davon ist das „Pucken“. Bei den historischen Formen spielten Brauchtum und Überzeugung eine Rolle, aber auch Religion und magische Phantasien. Mit seinem Überblick über die Jahrtausende alte Wickelpraxis zeigt der Autor, wie Medizin, Entwicklungspsychologie und Kindheitsgeschichte ein Verständnis für die Bedeutung des Einbindens öffnen können. Der Autor setzt sich mit der zeitgenössischen Ratgeberliteratur auseinander, geht kritisch mit nicht wissenschaftlich gestützten Meinungen um und zeigt die nachgewiesenen Gefahren falsch verstandener Wickeltechniken auf. Wer hat den ehrlichsten Grund für das Wickeln? Ist es das Ausagieren von Ängsten oder ist es Fürsorge? Geht es um eine wirksame Maßnahme gegen Schlafstörungen oder das exzessive Schreien der Babys? Rechtfertigt sich das stramme Wickeln aus der Ähnlichkeit mit der dem Baby vertrauten Engesituation im Mutterleib? Kann man damit dem Baby erwünschte Grenzen auch in psychologischer Hinsicht geben? Mit seiner wissenschaftlichen Gesamtschau des Wissens über das stramme Wickeln ermöglicht der Autor eine kritische Diskussion der existierenden empirischen Befunde. Zurzeit ist es den Hebammen, Ratgebern und Eltern überlassen, auf welche Art und wie lange ein gesundes und normal entwickeltes Baby gewickelt wird. Spätestens nach Erscheinen dieses Buches wird klar, dass historische Formen des Wickelns für das Baby extrem schädlich waren. Das Wickeln wird heute wieder populärer. Nach allem wird es also Zeit für eine kritische Auseinandersetzung mit der hartnäckigen Tradition der „fesselnden“ Wickeltechniken. Ein sehr empfehlenswertes Buch. Gefesselte Kinder. Geschichte und Psychologie des Wickelns Ralph Frenken: Gefesselte Kinder. Geschichte und Psychologie des Wickelns. Wissenschaftlicher Verlag Bachmann, erschienen Januar 2011