Wenn Erziehung Kinder überfordert

Die Entdeckung der Langsamkeit

Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder fordern. Doch wenn sie dabei übermotiviert vorgehen, überfordern sie ihre Kinder leicht. Dies kann sich negativ auf das Kind auswirken, es leidet unter Stress und Versagensangst.

Eigentlich könnten die Eltern der kleinen Melanie zufrieden sein. Das 8-jährige Mädchen gehört zu den Besten ihrer Schulklasse. Lediglich in Mathe ist sie nur mittelmäßig, daher hat sie zweimal in der Woche zusätzlichen Nachhilfeunterricht. Dienstags geht es dann zur Klavierstunde. Den Eltern ist es wichtig, ihrem Kind auch auf musikalischem Wege etwas mitzugeben. Außerdem fördert Musik die Intelligenz – sagt man. Die Bewegung soll natürlich auch nicht zu kurz kommen, daher geht Melanie montags und freitags zum Ballettunterricht. Abends werden dann noch gemeinsam die Hausaufgaben kontrolliert.

Man kann die Eltern verstehen. Sie wollen ihr Kind optimal fördern, damit es den Schulalltag bestmöglich bewältigt. Tatsächlich bereitet es einem Kind mehr Freude, wenn es in der Schule erfolgreich ist. Doch geht die Welt nicht unter, wenn das Kind mal ein „ausreichend“ oder gar ein „mangelhaft“ mit nach Hause bringt.

Scheitern als Chance

Dass man aus Fehlern lernt, ist mit Sicherheit eine banale Erkenntnis. Nichts desto trotz aber eine Erkenntnis, die sich vor allem Eltern zu Herzen nehmen sollten. Wenn ihr Kind eine gewisse Leistung nur unzureichend erbracht hat, brauchen die Eltern nicht in blinden Aktionismus verfallen. Sie sollten die Ursache für den Fehlschlag mit ihrem Kind besprechen. Zudem ist es für die emotionale Bindung zwischen den Eltern und ihrem Kind wichtig, wenn das Kind merkt, dass es von seinen Eltern auch geliebt und angenommen wird, wenn die Erwartungen einmal nicht erfüllt werden.

Kompetente Eltern haben kompetente Kinder

Der Einfluss, den Eltern auf ihre Kinder ausüben, prägt das Kind am intensivsten. Diese Erkenntnis ist durch entwicklungspsychologische Studien belegt. Wenn Eltern ihren Kindern mit emotionaler Wärme begegnen und ihnen klare und erklärbare Regeln setzen, erfüllen sie schon einen wesentlichen Teil ihrer elterlichen Pflichten. Außerdem sollten die Eltern der Entwicklung des Kindes angemessene Anregungen geben.

Dies kann dann auch Musikunterricht, Sport oder ähnliches sein. Solange sich die Eltern ihrer prägenden Vorbildfunktion bewusst sind, erreichen sie das Optimale für die Entwicklung ihres Kindes. Es reift zu einem selbstbewussten, emotional stabilen, sozial kompetenten, leistungsfähigen Menschen heran.

Dem Kind Zeit lassen

Das richtige Maß für entwicklungsfördernde Anregungen zu finden, ist mit Sicherheit nicht leicht. Es hängt auch von der Persönlichkeit des Kindes ab, wie viel die Eltern ihm zumuten können. Hierfür gibt es kein Patentrezept. Worauf Eltern nur achten sollten, ist, ihrem Kind einen Zeitraum zu gewähren, in dem es eigenständig und ohne Zwang seine Zeit selbst einteilen kann.

Dadurch lernt es mit sich selbst und in seinem Verhältnis zur Umwelt klar zu kommen. Eigenständiges Spielen erfüllt hier eine wichtige Funktion. Das Spielen, so formuliert es der Entwicklungspsychologe Jean Piaget, „übernimmt Aufgaben der Lebensbewältigung zu einem Zeitpunkt, da andere Techniken und Möglichkeiten noch nicht zur Verfügung stehen.“ Ferner dient es der Entspannung und Regeneration. Gerade für Kinder sind dies elementare Bedingungen um den Lern- und Lebensalltag zu bewältigen.

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