Manieren lernen Knigge & Co – Ist gutes Benehmen noch zeitgemäß? Maria Hugo Gemeinsam mit dem Essen anfangen, gerade sitzen, nicht das Messer ablecken, die Ellbogen nicht auf dem Tisch ablegen – ein gemeinsames Familienessen kann für Kinder ziemlich anstrengend werden. Sind Manieren und gutes Benehmen noch zeitgemäß? Gutes Benehmen ist sich so zu verhalten, dass sich niemand in seiner persönlichen Freiheit unterdrückt fühlt. Der Umgang untereinander sollte möglichst positiv sein und niemand sollte sich in irgendeiner Form gestört fühlen. Allerdings hat sich innerhalb der letzten drei Jahrzehnte in punkto Umgangsformen innerhalb unserer Gesellschaft einiges geändert. Der Umgang miteinander ist deutlich lockerer geworden. Für Eltern wird es so allerdings immer schwieriger, das richtige Maß an Manieren zu finden. Wieviel Benehmen ist gut für mein Kind? Früher begrüßten Kinder Erwachsene beispielsweise mit dem klassischen „Diener“ – ein intensiveres Kopfnicken. Wenn Kinder heute einen Raum betreten, wird – wenn überhaupt – meist nur ein undeutliches „Hallo“ gemurmelt. Aber Manieren sind heutzutage wichtiger denn je. Denn Kinder brauchen Regeln, um sich in der Welt zurechtzufinden und sie für sich einzuordnen. Wer weiß, wie er sich in bestimmten Lebenssituationen verhalten soll, gewinnt an Sicherheit. Wer sich höflich verhält, ist weniger angreifbar und wird positiver von seinen Mitmenschen wahrgenommen. Das kann schon in frühester Kindheit beginnen. Wer der Erzieherin mal die Tür aufhält, kann sich schon im Kindergarten einen Vorteil verschaffen und entwickelt Sozialkompetenz. Kinder, die bestimmte Manieren nicht beherrschen, haben ständig das Gefühl etwas falsch zu machen und werden unsicher. Gutes Benehmen muss kontinuierlich trainiert werden Gutes Benehmen wird allerdings nicht in die Wiege gelegt und kommt automatisch. Es ist Erziehungssache und muss kontinuierlich trainiert werden. Schon im Kleinkindalter können Kinder beispielweise lernen „danke“ und „bitte“ zu sagen. Manieren wie „Jemanden ausreden lassen“ oder aufstehen, wenn ein älterer Mensch in der Bahn einen Platz braucht, können später geübt werden. Grundsätzlich sollten Manieren allerdings so früh wie möglich trainiert werden. Denn je später man damit anfängt, umso schwerer und unnatürlicher wird es für das Kind. Eltern sollten sich hier im Vorfeld verständigen, welche Regeln und Manieren sie ihren Kindern vorleben möchten. Klare Ansagen sind hier wichtiger als lange Diskussionen. Kurze Sätze wie „Hör auf zu kippeln!“ oder „Nicht das Messer ablecken!“ machen Kindern deutlich – nach diesen Regeln leben meine Eltern und an die habe ich mich auch zu halten. Teure Benimmkurse sind hier nicht nötig. Entscheidend ist immer das Vorbild zu Hause. Schon der Autor und Filmproduzent Karl Valentin sagte: „Erziehung ist zwecklos – die Kinder machen den Eltern sowieso alles nach“. Für Eltern gilt also, die Dinge selbst vorzuleben, die sie am Kind gerne sehen möchten. Eltern sollten täglich darauf achten, wie sie und ihre Kinder sich verhalten. Daraus entwickelt sich schnell eine Gewohnheit. Am einfachsten ist es für alle Familienmitglieder, wenn die Umgangsformen wie selbstverständlich in den Alltag integriert sind. Manieren gehören zum Leben dazu und erleichtern die spätere private und berufliche Zukunft enorm.