Wie Kinder lernen, mit ihren Gefühlen umzugehen

Die emotionale Entwicklung des Kindes

Von großer Bedeutung für die persönliche Entwicklung eines Kindes sind die Reaktionen der Eltern in bestimmten Situationen. Dies gilt bereits, wenn die Kinder noch im Säuglingsalter sind. Gehen Erwachsene auf die Bedürfnisse und Gefühle ihrer Kinder ein, so vermitteln sie ihnen, dass sie ernst genommen und umsorgt werden. Das Gegenteil wird erreicht, wenn Eltern den Gefühlsausdrücken zu wenig Beachtung schenken. 

Häufige und jahrelange Interaktionen zwischen Eltern und Kindern, in denen diese Aspekte eine zentrale Rolle spielen, prägen das Bild des Kindes im Hinblick darauf, wieweit es sich auf Beziehungen verlassen kann und was geschieht, wenn es Gefühle äußert.       

Frühe emotionale Entwicklung

Die emotionale Entwicklung beginnt bereits in den ersten Lebensmonaten, wobei sich die wesentlichen Entwicklungsstufen in den ersten sechs Lebensjahren vollziehen. Sie beinhalten  folgende Bereiche, die sich zeitgleich entwickeln und gegenseitig beeinflussen: 
  

  • verbaler und nonverbaler Emotionsausdruck,  
  • Emotionswissen, d.h. Wissen über Auslöser bestimmter Emotionen bei sich und anderen, 
  • Emotionsregulation, d.h. innere und äußere Strategien im Umgang mit Emotionen. 


Ab dem vierten Lebensjahr

Ab dem vierten Lebensjahr begegnen dem Kind zunehmend komplexe Emotionen wie Stolz, Scham, Schuld und Neid. Für diese egozentrisch und sozial geprägten Gefühle ist ein gereifteres Emotionsverständnis notwendig.    

Haben Kinder erkannt, welche Situationen welche Gefühle bei ihnen verursachen, so beginnen sie, die Emotionen anderer zu begreifen und Empathiefähigkeit zu entwickeln. Empathie ist die Fertigkeit, Gefühle in einer konkreten Situation mit den Betroffenen mitzuerleben.     

Ein Kind im Alter von einem Jahr ist noch selbstbezogen und nicht empathiefähig. Mit sieben Jahren wird es sich kontextbezogen in die Emotionen seiner Mitmenschen einfühlen können. Es ist dann in der Lage, im Umgang mit anderen Menschen unterschiedliche Lebensgeschichten, Identitäten und Kontexte zu berücksichtigen.  

Im Zusammenhang mit Empathie stehen auch soziale Verhaltensweisen in bestimmten Kontexten. Diese beruhen auf dem Wissen, dass man in gewissen Momenten seine wahren Emotionen nicht offenbaren sollte.     

Innere Emotionsregulation

Von Anfang an erlernen Kinder den inneren Umgang mit ihren Emotionen, die sogenannte „internale Emotionsregulation“. In Stresssituationen regulieren Säuglinge und Kleinkinder ihre Gefühle gemeinsam mit ihren Eltern. Später lernen sie, dass sie unangenehme Emotionen selbstständig durch bestimmte Handlungen umgehen können, etwa durch Rückzug oder Selbstberuhigungsstrategien wie Schaukeln, Durchatmen oder Selbstgespräche.  

Faktoren der emotionalen Entwicklung

Die emotionale Entwicklung beruht auf der kognitiven, sprachlichen und sozialen Entwicklung, der genetisch bedingten Emotionalität sowie auf Sozialisierungsaspekten. Zu Letzteren gehören unter anderem das familiäre Umfeld und die Erfahrungen mit Gleichaltrigen.

Insbesondere die Fähigkeit zur Emotionsregulation hängt eng mit den Beziehungen außerhalb und innerhalb der Familie zusammen. Speziell in Bezug auf negative Emotionen wie Ärger, Traurigkeit oder Enttäuschung ist die Bandbreite an Regulierungsstrategien von hoher Wichtigkeit. Kinder, die  ausgewogene inner- und außerfamiliäre Beziehungen haben, sind daher ganz klar im Vorteil.

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