Im Mehrgenerationenhaus leben – das klingt für viele Familien verlockend.

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Wohnen im Mehrgenerationenhaus: Diese Vorteile hat es

Im Mehrgenerationenhaus leben – das klingt für viele Familien verlockend. Doch was genau versteht man darunter? Und welche Vorteile gibt es?

Definition: Was ist ein Mehrgenerationenhaus?

Grundsätzlich unterscheidet man zwei verschiedene Definitionen für Mehrgenerationenhäuser:

  1. Laut der Definition des Bundes handelt es sich bei Mehrgenerationenhäusern um Begegnungsstätten, in denen das Miteinander mehrerer Generationen aktiv gelebt wird. Es finden gemeinsame Aktivitäten statt und die Besucher unterstützen sich. Der Alltag wird gemeinsam gestaltet. Oft kombinieren Mehrgenerationenhäuser Gemeinde-, Mütter- und Familienzentren. In Deutschland gibt es mehr als 500 derartige Mehrgenerationenhäuser, die vom Bund gefördert werden.
  2. Nach der zweiten Definition bezeichnet man mit dem Begriff ein Haus, in dem mehrere Menschen unterschiedlichen Alters wohnen. Dies ist die moderne Variante der klassischen Großfamilie. Hier leben Menschen aus allen Generationen zusammen – und zwar nicht nur unter einem Dach, sondern wirklich miteinander. Sie bieten sich wechselseitig Unterstützung an, egal, ob sie zu einer Familie gehören oder nicht.

Das Mehrgenerationenhaus als Wohnort erfreut sich bei Senioren einer großen Beliebtheit. Ältere Menschen können hier jüngere Generationen unterstützen, indem sie einige Stunden lang auf die Kinder aufpassen. Dafür bekommen die Senioren dann auch selbst Hilfe – beispielsweise bei Tätigkeiten im Haushalt oder technischen Problemen. Damit ältere Menschen bis ins hohe Alter im Mehrgenerationenhaus wohnen können, ist eine entsprechend seniorengerechte Ausstattung notwendig:

  • barrierefrei
  • ebenerdige Duschen
  • mit Aufzug oder Treppenaufzug im Treppenhaus

Zudem gibt es in Mehrgenerationenhäusern meist Angebote wie Mittagstisch, Betreuungsangebote für Pflegebedürftige, Krabbelgruppen für Babys, Nachhilfe für Schulkinder und Sprachkurse für Migranten. Somit sind Mehrgenerationenhäuser – wie der Name schon sagt – für Menschen aller Altersklassen geeignet.

Mehrgeneration bauen – worauf achten?

Im Prinzip kann jeder ein privates Mehrgenerationenhaus zum Wohnen bauen. Dabei sollten einige fundamentale Fragen beantwortet werden:

  • Wer soll in dem Mehrgenerationenhaus wohnen: die eigene Familie, Freunde, Bekannte oder auch Fremde?
  • Willst du das Mehrgenerationenhaus mit Fremden zusammen bauen?
  • Hast du vor, Wohnungen darin zu vermieten?

Eine rechtliche Beratung ist ebenso empfehlenswert wie ein Gespräch mit der Kommune. Vielleicht kann letztere auch geeignete Grundstücke für dein Vorhaben vorschlagen. Die Lage ist bei einem Mehrgenerationenhaus von großer Bedeutung. Es sollte in der Nähe von Parks, Schulen, Kitas, Ärzten, einem Krankenhaus und Einkaufsmöglichkeiten liegen. Außerdem muss es gut an den öffentlichen Nahverkehr angebunden sein. Auch die Aufteilung des Hauses muss gut geplant werden. Dabei musst du etwa an Gemeinschaftsräume denken.

Wohnen im Mehrgenerationenhaus: Vor- und Nachteile

Mehrgenerationenhäuser haben etliche Vorteile für die Bewohner:

  • Die Unabhängigkeit und Privatsphäre bleiben bei allen Parteien erhalten.
  • Ältere Menschen haben die Möglichkeit, länger daheim zu wohnen, ohne sich einsam oder unsicher zu fühlen.
  • Gegenseitige Hilfe ist fast jederzeit möglich: Die Jüngeren helfen den Älteren und umgekehrt.
  • Die Unterbringung ist für Senioren eine kostengünstige Alternative im Vergleich zu einer anderen Einrichtung.
  • Junge Familien profitieren von der Großfamilie um sich herum. Denke an das Sprichwort: „Es braucht ein Dorf, um ein Kind zu erziehen.“ Dieses Dorf bekommst du im Mehrgenerationenhaus, auch wenn deine eigene Familie nicht verfügbar ist.

Natürlich kann so ein Mehrgenerationenhaus aber auch Nachteile im Alltag haben:

  • Durch die räumliche Nähe gibt es immer ein gewisses Konfliktpotenzial.
  • Die Generation des mittleren Alters kümmert sich oft gleichermaßen um die Jüngeren und die Älteren. Dann besteht die Gefahr, dass die eigenen Bedürfnisse zu kurz kommen.

Was leisten die Mehrgenerationenhäuser als Begegnungsstätte?

Die Praxis zeigt zudem, dass Mehrgenerationenhäuser, die als Begegnungsstätten ausgelegt sind, ebenfalls gut funktionieren können – wie die folgenden drei Beispiele belegen:

  1. Das Mehrgenerationenhaus Schweinfurt hält regelmäßig Veranstaltungen zum Thema Verbraucherbildung ab. Diese richten sich generationsübergreifend an Familien, Schüler, Senioren, Menschen mit Migrationshintergrund, Mieter und Vermieter.
  2. Das AWO-Mehrgenerationenhaus Landsberg hat 2015 den „Frauentreff Interkulturell“ ins Leben gerufen, wo die Frauen Deutsch lernen, kreativ sein, sich austauschen, kochen, backen und Spaß haben können.
  3. Das Mehrgenerationenhaus Mütterzentrum Fürth arbeitet mit dem Seniorenzentrum Curanum zusammen. Es unterstützt unter anderem bei der Betreuung der Mitarbeiterkinder an Feiertagen und am Wochenende. Auch gemeinsame Spiel- und Bastelnachmittage und Ausflüge finden regelmäßig statt.

Weitere Beispiele führt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend auf seiner Website unter mehrgenerationenhaeuser.de auf.

Wohnen im Mehrgenerationenhaus – wie es funktionieren kann

Damit ein Mehrgenerationenhaus gut funktioniert, müssen sich alle Parteien immer wieder austauschen, absprechen und anpassen. Dabei muss insbesondere auf die folgenden Aspekte geachtet werden:

  • Hilfsbereitschaft: Jeder, der in ein Mehrgenerationenhaus einzieht, sollte hilfsbereit sein. Es ist wichtig, zu sehen, wenn jemand Unterstützung braucht und diese aktiv anzubieten.
  • Gute Konfliktkultur: Es wird Konflikte geben. Diese sollten nicht ignoriert, sondern ausgetragen werden. Das bedeutet auch, Gespräche zu führen, bis alles geklärt ist.
  • Kompromisse eingehen: Wenn jeder immer nur auf seinem Standpunkt beharrt, wird es schwierig, friedlich zusammenzuleben. Kompromissfähigkeit ist daher eine Grundvoraussetzung dafür, dass das Mehrgenerationenhaus funktionieren kann.
  • Empathie: Wer sich gut in andere hineinversetzen und Verständnis aufbringen kann, bringt gute Grundvoraussetzungen für das Wohnen im Mehrgenerationenhaus mit.

Letztlich kommt es auch einfach darauf an, die Gruppe im Mehrgenerationenhaus sinnvoll zusammenzusetzen. Die Menschen müssen zueinanderpassen, damit ein harmonisches Miteinander möglich ist.

Was man vor dem Einzug in ein Mehrgenerationenhaus beachten sollte

Bevor du mit deiner Familie in ein Mehrgenerationenhaus ziehst, solltest du dir das Objekt genau anschauen – nicht nur die Wohnung, sondern auch die Gemeinschaftsräume. Im Idealfall solltest du auch die Hausbewohner vorab kennenlernen. Bei einem gemeinsamen Kaffee erfährst du auch am besten, welche Abläufe im Haus üblich sind und wie gut das Zusammenleben in der Gemeinschaft funktioniert.

Gibt es Möglichkeiten für eine finanzielle Förderung?

Möchtest du selbst ein Mehrgenerationenhaus ins Leben rufen? Dann kannst du auch die Option einer staatlichen Förderung nutzen. Aber Achtung: Hier gilt es, genau hinzuschauen. Eine Förderung gibt es vom BMFSFJ in erster Linie für die Mehrgenerationenhäuser, die im Sinne des Bundesprogramms „Mehrgenerationenhaus. Miteinander – Füreinander“ als Begegnungsstätten ausgelegt sind. Diese Mehrgenerationenhäuser bekommen pro Haus einen Zuschuss von maximal 40.000 Euro. Außerdem besteht die Möglichkeit, von der Kommune, dem Landkreis oder anteilig vom Land eine Kofinanzierung in Höhe von 10.000 Euro pro Jahr zu erhalten.

Willst du hingegen in einem Mehrgenerationenhaus wohnen und für diesen Zweck ein eigenes Haus bauen, ist derzeit keine staatliche Förderung möglich. Du musst die Finanzierung also selbst auf die Beine stellen. Anders verhält es sich, wenn du bereits ein Gebäude besitzt und dieses zu einem altersgerechten Mehrgenerationenhaus umbauen möchtest. In diesem Fall besteht die Möglichkeit einer finanziellen Förderung. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bietet dafür das Programm „KfW 159 – altersgerechter Umbau“ an. Damit werden Baumaßnahmen gefördert, welche Barrieren in der Wohnung abbauen. Zu diesen Maßnahmen gehören unter anderem:

  • Verbreiterung von Wegen
  • Abbau von Schwellen
  • Vergrößerung von Türdurchgängen
  • Anlegen von Rampen
  • Einbau von Treppenliften
  • Installation bodengleicher Duschen

Wer die notwendigen Voraussetzungen erfüllt, kann einen Förderkredit ab 3,06 Prozent effektivem Jahreszins in Höhe von bis zu 50.000 Euro erhalten.

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