Bogensport

Bogenschießen: Sport aus Leidenschaft

Wer an der Schützenlinie steht, einfach abschaltet, wird eins mit seinem Bogen und baut sich seine eigene kleine Welt auf. Bogenschießen ist eine Sportart, die Ausdauer, Kraft und Konzentration miteinander vereint.

Pfeil und Bogen begleiten die Menschheit seit der Altsteinzeit und spielen eine wichtige Rolle bei der Jagd und zum Schutz. Im Laufe der Jahre entwickelten sich die Geräte jedoch von Gebrauchsgegenständen zu gefährlichen Kampfwaffen. Ab dem 20. Jahrhundert entwickelten sich Wettkämpfe im Bogenschießen, welche 1900 erstmals olympisch wurden. Seit den Olympischen Spielen 1972 in München ist diese Sportart nicht mehr weg zu denken.

In Deutschland gibt es heute mehr als 200 Bogensportvereine, die beim Deutschen Bogensport-Verband 1959 e.V. eingetragen sind. Einen dieser Vereine haben wir in Spremberg besucht und dort ein wenig nachgeforscht und nachgefragt. Pierre Manka, Trainer des SC Spremberg, weiß wie es geht. Mit elf Jahren hat er selbst mit Bogenschießen angefangen und es lässt ihn bis jetzt nicht mehr los. Schon damals hat er bei Wettkämpfen geschossen und bis jetzt immer wieder gute bis sehr gute Leistungen erreicht. Auch jetzt schießt er bei Landesmeisterschaften mit und geht oft mit einer Medaille nach Hause. Seit 1987 trainiert er nun schon die Bogenschützen in Spremberg und steht jedem mit Rat und Tat zur Seite. Dabei kann er sich auf seine langjährige Erfahrung stützen und jedem Schützling helfen, ein optimales Ergebnis zu erzielen.

Ab welchem Alter darf ich Bogenschießen?

Beim Bogenschießen existieren acht Altersklassen, wobei die niedrigste die Schülerklasse B ist. Diese umfasst Kinder im Alter von 11 und 12 Jahren. Bis zu den Junioren A, der fünften Altersklasse, gehören immer zwei Jahrgänge der Altersklasse an. Die Schützenklasse mit den 21 bis 46 Jährigen schließt sich an. Schützen von 46 bis 55 Jahren schießen ebenfalls in einer eigenen Altersklasse. Ab dem 56. Lebensjahr gibt es nur noch eine Altersklasse, die Senioren.

Früher Einstieg – eine Frage der Kraft

Viele Trainer behaupten, dass man vom Prinzip her schon mit zehn Jahren anfangen kann, Bogenschießen zu lernen. Aber auch Jüngere können mit dem Training beginnen, wenn sie Lust, Willen und Ehrgeiz entwickelt haben.

So gibt es zum Beispiel Kinder, die fangen schon mit sieben Jahren an. Dann wird die Weite zwischen Schützenlinie und Scheibe entsprechend auf 15 bis 20 Meter verringert und schon steht dem Schießen nichts mehr im Weg. Das Problem liegt einzig und allein darin, dass der Bogen zu wenig Schwung haben könnte und die Pfeile nicht hinten ankommen, wenn die Kinder zu klein sind.

Keine Wettkampfklasse für Jüngere

Ein weiteres Problem in dem Alter sind jedoch die Wettkämpfe. Denn eine niedrigere Altersklasse als die U12 gibt es nicht. Die Jüngeren müssen also wohl oder übel in der ersten Altersklasse mitschießen und werden auch in dieser gewertet. Das bedeutet aber nicht, dass sie automatisch schlechter sind. Denn so mancher Siebenjährige erreicht mit mehr Training eine bessere Leistung als ein Zehnjähriger. Man sollte sich also nicht entmutigen lassen, wenn man schon in jungem Alter das Bogenschießen erlernen möchte. Auch wenn es vielleicht geeignetere Sportarten für Kinder gibt.

Material und Bogen

Nicht jeder Bogen eignet sich für jede Disziplin sowie sich auch nicht jede Sehne für jeden Bogen eignet. Was muss man beachten, wenn man sich eigenes Material kaufen will? Und wie viel lohnt es sich, dafür auszugeben?

„90 Prozent ist der Schütze, 10 Prozent das Material“, erklären die erfahrenen Trainer. Wer sich längerfristig auf das Bogenschießen einstellt, sollte sich eigenes Material beschaffen. Natürlich geht das nicht von jetzt auf gleich und so eine Anschaffung muss gut überlegt sein. Aus diesem Grund stellen die meisten Vereine Material für den Anfang zur Verfügung.

Wer dabei sein will, sollte für einen guten Komplettbogen mindestens 300 Euro einplanen. Nach oben hin gibt es keine Grenzen. Um vernünftig schießen zu können, muss in einer Grundausstattung ein Bogen, ein Visier und ein Monostabilisator vorhanden sein.

„Das Material macht ab einem bestimmten Punkt schon was aus“ behaupten viele Experten. „Wenn man längere Strecken schießen will, also ab 50 Meter braucht man einen Bogen mit Metallgriffstück, […] eine spezielle Sehne […] und einen Bogen, der auch entsprechende Wurfarme hat.“

Die Sehne spielt eine ganz besondere Rolle. Holzbögen dürfen bestimmtes Sehnenmaterial beispielsweise nicht schießen. Die meisten Sehnen sind vorgstreckt, andere nicht. Diese sind dann wie Gummi und geben schneller nach, wodurch dann auch die Wurfleistung des Bogens geringer wird.

Die verschiedenen Bogenklassen

Aber auch zwischen den Bogenklassen gibt es Unterschiede. Es gibt Bögen, die werden mit technischen Hilfsmitteln geschosssen, wie der Recurvebogen und Bögen, die gänzlich ohne technische Hilfsmittel geschossen werden, wie zum Beispiel der Reiterbogen oder der Langbogen.

Die Besonderheit des Recurvebogens liegt in der  Biegung des oberen Wurfarms, die eigentlich in Richtung Scheibe zeigt, wenn der Bogen gespannt ist. Das ist ein Mittel, um den Bogen schnell zu machen, also eine Frage des technischen Fortschritts. Der Langbogen wiederun besitzt so etwas nicht.

Beim Langbogen- und Jagdschießen kommen hauptsächlich Holzpfeile zum Einsatz. Anders beim Scheibenschießen, hier sind die Pfeile halb dick und aus Aluminium und Karbon. Diese sind besonders präzise gearbeitet, leicht, dadurch schnell und treffsicher. Andere wiederum sind aus Fieberglas und dadurch besonders bruchsicher.

Durchschlagskraft wird in Libs gemessen

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die Durchschlagskraft der Bögen. Ein Jagdbogen hat eine sehr hohe Durchschlagskraft, die mit einer Schusswaffe verglichen werden kann. Gemessen wird diese Durchschlagskraft in Libs (englisches Pfund). Ein englisches Pfund entspricht ca. 453 Gramm.

Ein richtig guter Jagdbogen hat bis zu 100 Libs. Das entspricht rund 45 Kilogramm, die man bei gespanntem Bogen auf dem Finger hat. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, ein Ausgleichstraining durchzuführen, bei dem Kraft und Ausdauer im Vordergrund stehen.

Spannen, Zielen, Schießen – Disziplinen und Wettkämpfe

Ob Scheiben-, Cloud-, Jagd- oder Feldschießen, jede Bogensportart ist faszinierend. Doch jede einzelne Disziplin setzt andere Prioritäten. In einem ähneln sie sich jedoch alle, sie verbreiten Spaß und gute Laune.

Am Jahresanfang wird in Deutschland bzw. weltweit ein Wettkampfkalender erstellt, in den jeder Verein sich eintragen kann. Das Datum gibt dann an, wann dieser Verein einen Wettkampf ausrichtet. Wenn man es also drauf anlegt, kann man jedes Wochenende zu einem Wettkampf in Deutschland oder über dies Landesgrenze hinaus fahren.

Für bestimmte Wettkämpfe wie Landesmeisterschaften, müssen vorher Qualifikationswettkämpfe absolviert werden, bei denen man eine bestimmte Ringzahl erreichen muss. Der größte Teil der Trainer achtet darauf, seine Schützlinge nur zu solchen Wettkämpfen zu schicken, bei denen sie auch ihre Leistung unter Beweis stellen können.

Viele Trainer sind jedoch der Meinung, dass man jedem Schützen einem Wettkampf seines Niveaus zuordnen sollte. Für einen Schützen wäre es demotivierend, wenn er mit sehr viel Abstand verlieren würde. Das mache für Trainer und Sportler keinen Spaß. Die Wettkampfanzahl hängt also auch von der Leistung der Schützen ab und kann durch Training gesteigert werden.

„Die Entfernung auf die man bei Wettkämpfen schießt, richtet sich nach der Altersklasse“ erklärt der Spremberger Trainer Pierre Manka. Die Jüngsten schießen auf eine Scheibenentfernung von 15 Metern. Im Alter nimmt auch die Weite zu. Frauen schießen auf eine maximale Entfernung von 70 Metern, bei Männer sind es noch 20 Meter mehr.

Cloudschießen

Es gibt aber auch andere Bogensportdisziplinen, wie das Cloudschießen. Bei dieser Art des Bogenschießens ist die Scheibe nicht stehend sondern liegend. Das heißt, es sind große Kreise in 165 Metern Entfernung aufgezeichnet und man muss versuchen von der Schützenlinie in diesen Kreis zu schießen. Dann erfolgt die dazugehörende Wertung. Ein weitverbreitetes Problem bei dieser Disziplin ist jedoch der Platzmangel.

Hallenschießen

Beim Hallenschießen gibt es einen einheitlichen Abstand von 18 Metern. Hier variieren lediglich die Scheibengrößen in jeder Altersklasse. Die Jüngsten schießen auf Scheiben mit einem Durchmesser von 8 Zentimetern im Zentrum. Dieser Zentrumsdurchmesser verringert sich dann auf 6 Zentimeter und die Ältesten schießen auf Scheiben mit 4 Zentimeter Durchmesser.

Jagd- und Feldschießen

Beim sogenannten Jagd- und Feldschießen werden Tier- bzw. schwarz-weiße Scheiben in unbekannter Entfernung aufgestellt. Die Schwierigkeit liegt also darin die Entfernungen zu schätzen. Es wird bergauf und bergab geschossen und auch das Gegenlicht spielt eine wichtige Rolle.

Man sollte jedoch beachten, dass nicht jeder gute Scheibenschütze auch ein guter Jagdschütze ist. So ist auch nicht jeder gute Jagdschütze ein guter Cloudschütze. Jede Disziplin zeichnet sich durch unterschiedliche Schwierigkeiten aus.

Anders als beim Training wird bei den Wettkämpfen auf eine bestimmte Wettkampfkleidung geachtet, die in den meisten Fällen weiß ist, weißes Tshirt, weiße Hose. Selbstverständlich darf aber auch Vereinskleidung getragen werden.

Training und Motivation

Wie sieht das Training aus? Wie erreiche ich beste Ergebnisse? Wie in jeder Sportart heißt es auch beim Bogenschießen: Wenn man mehr vor hat, muss man mehr machen. Doch wie verliere ich nicht die Lust daran?

Beim Training kommt es darauf an, wie man sich reinkniet. Wer mittelmäßiges Niveau erreichen möchte sollte mindestens zweimal die Woche trainieren und dabei in einer Einheit 60 Schuss absolvieren.
Wie in jedem Sport muss man sich eben durchbeißen. 200 Schuss pro Woche sollten jedoch das Minimum an Training sein. „Wenn man mehr vor hat, muss man mehr machen“ sind sich alle Trainer einig.

Das Problem der meisten Anfänger liegt darin, dass sie gut anfangen, aber nach einem Vierteljahr die Lust verlieren, weil ein Knick kommt. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen. Wer es wirklich schaffen will, muss hart arbeiten, um an die Spitze zu kommen.

Über Disziplin eine Leidenschaft entwickeln

In einem Breitensportverein bleibt während des Techniktrainings oft keine Zeit für ein Ausgleichstraining. Deshalb müssen die besonders motivierten Schützen ihr Krafttraining zu Hause absolvieren. Dabei reichen ein paar Liegestütze und ein wenig Fitnesstraining aus, solange dies regelmäßig durchgeführt wird.

Ein Geheimrezept um seine Schützen zu motivieren, gibt es nicht. Man muss eine Leidenschaft dafür entwickeln und sich auch mal gehen lassen können. Wenn man diese Passion auslebt, kommt das Training von allein.
Bogenschießen ist ein faszinierender Sport, der viel verlangt, Konzentration, Kraft und Ausdauer. Aber vor allem ist es ein Sport, der mit der Natur verbunden ist.

Habt ihr auch Gefallen an diesem Sport gefunden? Dann schaut auf der Seite des Deutschen Bogen Sport Verbands (dBSV) 1959 vorbei und erkundigt euch über euren Bogensportverein in der Nähe. Und dann nichts wie hin in die kleine Welt des Robin Hoods.

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