Tropenmediziner Jelinek im Interview Welt-Hepatitis-Tag: Schutz auch beim Reisen wichtig Redaktion Die Reiselust der Deutschen steigt. Spanien, Italien und die Türkei z. B. zählen zu den beliebtesten Reisezielen. Was viele nicht wissen: Auch in vielen europäischen Urlaubsregionen besteht das Risiko einer Ansteckung mit Hepatitis A und B. Der jährlich am 28. Juli stattfindende Welt-Hepatitis-Tag soll auf die Risiken der hochansteckenden Leberentzündungen aufmerksam machen und Präventionsmöglichkeiten aufzeigen. Was Hepatitis eigentlich ist und welche Schutzmaßnahmen es gibt, erklärt Tropen- und Reisemediziner Prof. Dr. med. Tomas Jelinek im Interview. Herr Professor Dr. Jelinek, warum ist Hepatitis-Schutz gerade bei Reisen ins Ausland wichtig? Das Hepatitis-Risiko wird bei der Urlaubsplanung oftmals unterschätzt. Auch in Europa – schon östlich der Oder und südlich der Alpen – besteht eine erhöhte Gefahr, sich mit Hepatitis A und B anzustecken. Hepatitis B zählt sogar zu den häufigsten Infektionskrankheiten weltweit. Eine Virushepatitis ist leicht zu vermeiden, aber schnell zu bekommen. Welche Übertragungswege sind bei Hepatitis A und Hepatitis B möglich? Die Übertragung von Hepatitis A erfolgt fäkal-oral, z. B. durch verunreinigtes Wasser oder durch Lebensmittel, aber auch durch fehlende Hygiene nach dem Toilettengang, und kommt verblüffend häufig vor. Hepatitis B wird über Körperflüssigkeiten wie z. B. Speichel, Blut, Sperma und Tränenflüssigkeit übertragen. Eine Infektion kann durch sexuelle Kontakte mit infizierten Personen, kosmetische Behandlungen und medizinische Eingriffe mit unsterilen Instrumenten erfolgen. Das bedeutet, dass auch bei Tätowierungen und Piercings, die heutzutage immer häufiger aus dem Urlaub mitgebracht werden, ein Hepatitis-Risiko besteht. Warum kann eine Hepatitis-Infektion gefährlich sein? Hepatitis-Infektionen sind behandelbar, bleiben aber oft viele Jahre unerkannt, da die Symptome häufig unspezifisch sind. Mögliche Symptome können grippeähnlich sein, aber auch mit Durchfall oder einer Gelbfärbung der Haut und Augen einhergehen. Eine Infektion kann zu einer Leberzirrhose führen. Bei Hepatitis A spricht man von einer akuten fulminanten Infektion, die schlimmstenfalls sogar tödlich enden kann. Bei den meisten Hepatitis-B-Infektionen kommt es zu einer vollständigen Heilung. In einigen Fällen jedoch, anders als bei Infektionen mit Hepatitis A, kann die Infektion chronisch werden und für eine schrittweise Einstellung der Leberfunktion sorgen. Ein Schutz ist daher umso wichtiger! Welche Schutzmöglichkeiten gibt es? Durch das eigene Verhalten lässt sich ein gewisser Einfluss auf den eigenen Schutz nehmen. Eine Möglichkeit zur Vermeidung von Hepatitis A ist, dass Reisende ausschließlich ihre eigenen mitgebrachten Lebensmittel im Urlaub konsumieren – was in der Realität nicht immer umsetzbar ist. Zur Vermeidung einer Ansteckung mit Hepatitis B kann im Urlaub besonders auf die Sicherheit geachtet werden, um das Risiko von Unfällen und damit einhergehenden medizinischen Behandlungen zu umgehen. Da es allerdings schwierig ist, jeglichen Kontakt mit Hepatitis-Viren zu vermeiden, sollten sich Reisende 4–8 Wochen vor der Reise bei ihrer Ärztin oder ihrem Arzt informieren, wie sie sich vor Hepatitis schützen können. Impfungen sind der beste und einfachste Weg, sich zu schützen. Es gibt bereits seit mehreren Jahrzehnten gut verträgliche und wirksame Impfstoffe gegen Hepatitis A und B. Einen umfassenden Überblick über die richtige Gesundheitsvorsorge je nach Reiseziel, Tipps und eine Checkliste für die Reisevorbereitung bietet die Website www.bereit-zu-reisen.de.