Marken

Eine weiße Jacke

Wie viel Marke darf es bei der Wahl der Kinderkleidung sein? Über ein Experiment, welches keine eindeutigen Ergebnisse brachte, den Geldbeutel belastete und für miese Stimmung sorgte. Oder – wie ich einfach Recht behielt.

Schön waren die Tage als man einfach in einen Laden marschieren und Kinderkleidung kaufen konnte. In Ordnung war es, als die Kinder mitkamen, um bei der Auswahl der Kinderbekleidung ein Wörtchen mit zu reden. Und plötzlich werden Sie von Blicken getötet, wenn Sie sich der Kinderbekleidung nur nähern.

Eigentlich finde ich es OK, dass sich unser Sohn jetzt cool kleidet. Vielleicht ist cool nicht das richtige Wort. Vielleicht sollte man cool durch anders ersetzen. Er ist momentan in so einer BMX und Skater Phase. Seine Vorbilder tragen alle engen Röhrenjeans, die nur über den halben Hintern gezogen werden, dazu einen dicken Nietengürtel oder einen, in extrem grellen Farben. Die Oberbekleidung besteht aus T-Shirt und Kapuzensweater. Wie die Tricks beim BMX-Fahren, so ist auch die Stilsicherheit bei der Klamottenwahl noch nicht ganz ausgeprägt. Das Kind neigt zu Experimenten. Das Hauptproblem ist, dass sich nicht zwischen vollkommen konträren Stilen entschieden werden kann. Im Kindergarten passierte so etwas nur zu Fasching. Gehe ich als Teletubbie oder Arzt. Das Resultat war dann halt ein Teletubbie-Arzt. Darüber konnte ich noch lachen.

Neulich sollte er sich eine neue Übergangsjacke kaufen. Das macht er eigentlich ganz allein. Doch diesmal sollte ich mit. Wir gingen in den store eines namenhaften deutschen Sportbekleidungsherstellers. Als ich in seinem Alter war, hat der Top-Trainingsanzug des besagten Herstellers 100 DM gekostet. Ich hatte ihn nie. Ich will mich aber auch nicht beschweren.

Es sollte eine Trainingsjacke sein

Er wusste ganz genau welche Jacke es sein soll. Zielsicher trifft er die richtige Größe. Danach war das Zielwasser alle. Ein weiße Trainingsjacke! Auf den Ärmeln, in einem Orange, das Assoziationen mit Tschernobyl zulässt, die eindeutigen Merkmale des Herstellers. Als ich die Jacke selber in die Hand nehme, bekomme ich Ausschlag auf den Händen – Polyester! Der Ausschlag überträgt sich auf den ganzen Körper, als ich das Preisschild sehe. 80 Euro! Dass der Preis übertrieben ist, für so ein Stück Polyester mit Reißverschluss, weiß auch mein Sohn. Er bietet mir an die Hälfte selber zu zahlen. Das wundert mich sehr, denn sonst ist er sehr knauserig mit seinem Geld. Doch ich habe noch Bedenken. Eine weiße Jacke für einen Dreizehnjährigen.

Die bleibt doch nur zwei oder drei Minuten weiß, gebe ich zu bedenken. Ich werde einfach drauf aufpassen, war die Antwort. Kombinationen aus den Wörtern icheinfach und aufpassen kann ein Dreizehnjähriger in sämtlichen Lebenslagen anwenden. Mit den Resultaten könnte man Bände füllen. Das Polyester wird sich sehr schnell aufreiben und die Jacke wird nicht mehr die glatte Oberfläche haben, lautet mein nächster fachmännischer Rat. Warum soll die schnell kaputt sein? Die kostet 80 Euro und ist von (einen bekannten deutschen Sportartikelhersteller), trotzte es aus ihm heraus.

Wenn das so ist, gebe ich ihm gerne die Hälfte dazu. Guter Rat ist halt teuer. Und nach zwei Tagen, raten Sie mal, wer da Recht behielt?

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