Beispielhaus und Kriterien

Pilotprojekt Mehrgenerationenhaus

Über die Hälfte der Mehrgenerationenhäuser entstehen aus privatem Anliegen. Die Gründe dafür können sehr unterschiedlich sein.

Allein eine Initiative im baulichen Rahmen kann von den übliche Erhaltungs- und Instandsetzungsarbeiten bis hin zu das komplett neu Einrichten von wärmegedämmte Gebäudehüllen sich erstrecken.

So das Beispiel Mehrgenerationenhaus „Wohngut“ in Potsdam:

  • Neue Fenster mit einem U- Wert von mindestens 1.1 W/m²K
  • Einbau einer Holzpellets-Heizung
  • Einbau einer thermischen Solaranlage zur Brauchwassererwärmung und Heizungsunterstützung
  • Kontrollierte Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung von mind. 80 Prozent
  • Regenwasseranlage für die Toilettenspülung
  • Versickerung und Speicherung von überschüssigen Regenwasser der Dachflächen
  • Rückbau von versiegelten Grundstücksflächen
  • Nutzung von Dachflächen für eine Bürgersolaranlage zur solaren Stromerzeugung

Wie dieses Beispiel zeigt, kann ein umweltfreundlichen Anliegen von sechs Familien alle vier Generationen, die sich zu einem eingetragenen Genossenschaft geformt haben um Energie zu sparen, schon den initiativen Impulse geben um ein Mehrgenerationenhaus zugründen.

Natürlich ist eine komplett neue Renovierung nicht Bedingung für die Gründung eines Mehrgenerationenhauses. Die Einrichtung offene Räume, sei es ein Internetcafé, eine Werkstatt oder ein Kindergarden, die nachweisbar genutzt werden, reicht völlig aus um sich beim Aktionsprogramm der Bundesregierung zu bewerben. Im einzelnen gibt es sieben Mindestkriterien die zu beachten sind:

  1. Einbeziehung der vier Lebensalter: Kinder und Jugendliche, Erwachsene, junge Alte (über 50 Jahre) und Hochbetagte
  2. Generationsübergreifende Angebote
  3. Kinderbetreuung
  4. Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamtlichen auf gleicher Augenhöhe; starke Einbeziehung des bürgerschaftlichen Engagements
  5. Entwicklung als Informations- und Dienstleistungsdrehscheibe vor Ort
  6. Einbeziehung der lokalen Wirtschaft
  7. Offener Tagestreff mit Cafeteria/Bistro

Weitere Projekte

Eine konkrete Maßnahme für SeniorInnen heißt das Projekt „Alter engagiert sich für Zukunft“. Die Akademie „Zweite Lebenshälfte“ vermittelt aktive SeniorInnen als ehrenamtliche Helfer an Kindergarten, Schulen und eben auch an Wohngemeinschaften mit Bedarf an Kinderbetreuung. Ob es sich um den Bau eines Vogelhäuschens geht oder darum, Gemüse an zu bauen, die ältere Generation kann sich in vielen Alltagsbereichen beteiligen.

Politischer Hintergrund

Bisher scheint das Aktionsprogramm „Mehrgenerationenhäuser“ ein westdeutsches Phänomen zu sein, denn fünf der neuen Bundesländer sind mit unter fünf Prozent der gesamten Einrichtungen vertreten.

Dagegen sind Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen, die beiden Bundesländer mit den meisten Landeseinwohnern, mit jeweils über 15 Prozent deutlich stärker vertreten. Selbst die eher Tradition orientierten süddeutschen Bundesländer sind beide jeweils mit über zehn Prozent Anteil der bisher 200 eingerichteten Häuser vertreten.

Die Erweiterung auf 500 Mehrgenerationenhäuser Bundesweit zum Ende 2007 stellt keine wirkliche Verbesserung dieser Aussicht dar. Lediglich Sachen bekommt nennenswerte 62 Mehrgenerationenhäuser dazu, Bayern hingegen 75. Statistisch kommen immer noch 13 Häuser in den alten Bundesländern auf Einen in den Neuen, eine Disproportionalität von ungefähr 13 Prozent verglichen mit der Einwohnerzahl der neuen Länder.

Dies mag verschiedene Gründe haben, aber im Lichte des hohen Maßes an private Eigeninitiative zur Gründung eines Mehrgenerationshauses, wie das Beispiel „Wohngut“ zeigt, liegt es nah, dass gerade viele der älteren Generation der ehemaligen DDR sich schwer tun mit der Idee einer „von unten“ getragene generationsübergreifende Wohnungspolitik, denn es sind meistens die Älteren, die den zündende Idee und Bereitschaft haben, sich ehrenamtlich für ein Mehrgenerationenhaus einzusetzen.

Was aber diese ungleiche Verteilung der Mehrgenerationenhäuser zeigt, ist dass es an den Menschen vor Ort liegt, sich für ihre Umgebung zu engagieren, um später zusätzlich Unterstützung vom Staat zu bekommen.

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