Elternschaft braucht Partnerschaft

Paarbeziehung

Wie die Partnerschaft die Eltern-Kind Beziehung stärkt

Auch wenn Partner mit Kind sich trennen, bleiben sie Eltern. Wie Eltern als Partner mit einander umgehen, hat Auswirkungen auf die Qualität der Eltern-Kind Beziehung.

Vater, Mutter und Kind ist noch immer die etablierte Lebensform, obwohl es in der heutigen Zeit viele Abwandlungen gibt. Dennoch ist die Familie für das Fortbestehen unserer Art unabdingbar. Dabei ist das Familienmodell in verschiedenen Kulturen und in verschiedenen Formen unterschiedlich ausgeprägt. Nach einer gewissen Zeit kommt in der meisten Partnerschaften das Thema „Kind“ fast zwangsläufig auf. Es gibt jedoch einen grundlegenden Unterschied zwischen Partnerschaft und Familie, die Partnerschaft ist freiwillig. Eine Trennung und auch eine Scheidung sind mit Bürokratie durchführbar. Elternschaft hingegen ist ein lebenslanger Zustand. Das sollten sich Paare mit Kinderwunsch unbedingt bewusst machen. 

Schon die Entstehung des Kindes ist entscheidend

Elternschaft zwischen Mann und Frau setzt zwangsläufig eine Form von Beziehung voraus. Die Qualität der Eltern-Kind Beziehung bestimmt die Qualität des seelischen Fundaments des werdenden Kindes. Weibliche und männliche Energie stehen am Anfang des Kinderlebens und werden das Kind später entsprechend prägen. 

Die ersten Empfindungen nimmt das Kind bereits als Embryo wahr. Schon die Beziehungsqualität der Zeugung ist entscheidend. Elternschaft braucht Partnerschaft und das bedeutet nicht nur das soziale Umfeld, in das ein Kind hineingeboren wird. Auch emotionale und biologische Faktoren sind bereits zu diesem frühen Zeitpunkt relevant. Ist ganzheitliche Stabilität gewährleistet, wächst das Kind schon im Mutterleib in ein stabiles Umfeld hinein und fühlt sich selbst geborgen.

Eine Studie von Kai von Kitzling (deutscher Kinder- und Jugendpsychater) betrachtete Eltern und Kinder von der Schwangerschaft bis zum vierten Lebensjahr. Die Studie brachte ans Tageslicht, dass die Sozialkompetenzen des Kindes sich deutlich besser entwickelten, wenn die Eltern freundlich miteinander umgehen. Stimmt der partnerschaftliche Umgang nicht, sind auch weitere Erziehungsbemühungen schwierig.

Streit in der Partnerschaft? Das Kind ist (fast) nie der Grund

Viele Paare retten sich mit dem Gedanken, dass ein Kind die Partnerschaft kitten könnte. Sie idealisieren das Kind und hoffen insgeheim, dass Kind könnte die Partnerschaft retten. Sie verlieren dabei die Auseinandersetzung mit sich aus dem Sichtfeld und sehen das Kind als eine Art Retter. Sie hoffen darauf mit dem Kind mehr Verbundenheit und Nähe in die eigene Partnerschaft zu bekommen.

Immer mehr Paare berichten, dass mit der Elternschaft die Partnerschaft verloren ging. Oft bestand das partnerschaftliche Problem aber schon vor der Elternschaft. Hat sich ein Paar beispielsweise “aus den Augen verloren”, dann muss geschaut werden, ob sich das Paar möglicherweise nie richtig gefunden hat und das Kind ein letzter Versuch gewesen sein könnte die Partnerschaft zu kitten. 

Ein Kind ist eher ein Trigger und die Partnerschaftsprobleme werden den Eltern durch das Kind bewusster. Männer, die sich schon vor der Geburt des Kindes durch die Partnerin eingeengt fühlten, wurden dann als Väter meist noch introvertierter und zogen in sich selbst zurück. Ihre Verhaltensmuster rutschen der Frau gegenüber nicht selten in den Zynismus. Frauen hingegen werden eher vorwurfsvoll. Und das vor allem wenn sie schon vor dem Kind zu wenig Zuwendung vom Partner empfinden.

Partner sollten sich möglichst früh der eigenen Grenzen bewusst werden und eine positive Einstellung zueinander entwickeln. Auch Paartherapeuten können dabei helfen die Paar-Eltern-Kind-Beziehung grundlegend zu verbessern.

Formen der Paartherapie

Dabei ranken sich um die Paartherapie viele Mythen. In der Praxis gibt es unterschiedliche Formen, die verschiedene Aspekte der Beziehung beleuchten. Entweder werden frühkindliche Verhaltensmuster erforscht, die in die Paarbeziehung übertragen werden. Oft projiziert der Partner beispielsweise ein immenses Liebesbedürfnis in den Partner, dass dieser nie erfüllen kann, da die emotionale Nähe von Mutter und Vater früher gefehlt hat. Diese Form der Emotion kann der Partner nicht mehr ersetzen. Es ist wichtig die eigenen Grenzen und die des Partners zu kennen bzw. diese mit dem Paartherapeuten herauszuarbeiten.

Ein weiterer Ansatz der Paarberatung arbeitet mit Elementen der Verhaltenstherapie. Die Partner bekommen vom Therapeuten Hausaufgaben gestellt um die gemeinsame Zeit bewusster zu nutzen. Die neuen Erfahrungen können dann mit dem Therapeuten besprochen werden. Durch die Regelmäßigkeit können eingefahrene Mechanismen „abtrainiert“ werden. Hauptanliegen der Paartherapeuten ist es die eingefahrenen Verhaltensmuster zu beenden und die Augen zu öffnen, damit im eigenen Partner wieder neue Inspiration und Freude gefunden werden kann.


Inhaltliche Grundlage des Textes bildet der Vortrag von Dr. Matthias Stiehler „Elternschaft braucht Partnerschaft“ des 3. Stiftungstages der Stiftung Beziehungskultur von Hans-Joachim Maaz. Dr. Matthias Stiehler ist als Theologe, Erziehungswissenschaftler, psychologischer Berater und Autor tätig.

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