Experten gehen davon aus, dass bei etwa 12,5 Prozent aller Scheidungen die Schwiegermutter eines Partners der ausschlaggebende Faktor ist.

Schwiegermütter und -töchter

Schwiegermutter – Zoff vorprogrammiert?

Nicht umsonst füllte eine Komödie namens „Das Schwiegermonster“ die Kinos. Wie so oft findet sich auch bei diesem Klischee eine reale Grundlage. Mit so mancher Schwiegermutter ist tatsächlich nicht gut Kirschen essen.

Zugegeben – es gibt auch zickige Schwiegertöchter. In diesem Artikel soll es aber um die Schwiegermütter gehen und wie Sie mit besonders schwierigen Exemplaren umgehen können. Wenn meine Schwiegermutter einen Besuch ankündigt, dann freue ich mich – Ehrenwort. Doch ich finde nicht viele Gleichgesinnte. Die Reaktionen vieler meiner Freundinnen und Bekannten auf einen Schwiegermutter-Besuch reichen von Augenrollen bis hin zu nackter Panik.

„Gut gemeint“ ist das Gegenteil von „gut“

So geht es beispielsweise meiner Freundin, deren Schwiegermutter gleich nach der Geburt des ersten Kindes für ein paar Wochen in die Eineinhalb-Zimmer-Wohnung des Ehepaars einziehen wollte. Als es sich darüber nicht erfreut zeigte, war sie tödlich beleidigt. Nur unter Aufbietung aller Überzeugungskräfte ließ sie sich überreden, den Besuch um zwei Wochen zu verschieben. Ihr und ihrer mitreisenden Tochter eine nahe gelegene Pension vorzuschlagen – das getrauten sich meine Freundin und ihr Mann nicht.

In der Folge konnte sich das junge Elternpaar tagelang ununterbrochen Babysprache anhören – wohlgemerkt aus dem Mund von Oma und Tante. Der mühsam erworbene Schlafrhythmus des Kleinen wurde gründlich auf den Kopf gestellt und zahlreiche nervtötende Auseinandersetzungen geführt „wie man sich richtig um das Kind kümmert“. Die darauf verwendete Energie hätte die junge Mutter jedoch eher nötig gehabt, um sich vom Kaiserschnitt zu erholen. Der einzige, der den Besuch und das Entertainment sichtlich genoss, war der Kleine.

Bei einer meiner Bekannten ist die Beziehung zur Schwiegermutter in einen regelrechten Wettstreit um die Gunst des Sohnes/Ehemannes ausgeartet. Vor allem beim Kochen versuchen sie sich ständig gegenseitig zu überbieten. Der einzige, der von dieser Situation profitiert ist – klarer Fall – der Bekochte.

Ein ernstzunehmendes Problem

Die Schwiegermutter ist Gegenstand zahlreicher Witze und Anekdoten. Doch es gibt tatsächlich Fälle, bei denen allen Beteiligten das Lachen gründlich vergeht. Häufiger sind Schwiegertöchter als -söhne von einer problembehafteten Beziehung zur Schwiegermutter betroffen. Laut Umfragen sehen sich 25 – 30 Prozent aller Frauen mit einer solchen Beziehung zur Schwiegermutter konfrontiert. Experten gehen davon aus, dass bei etwa 12,5 Prozent aller Scheidungen die Schwiegermutter eines Partners der ausschlaggebende Faktor ist.

1995 wurde von Ruth Gall die bundesweit erste Selbsthilfegruppe für Schwiegertöchter gegründet. Zum Schwiegertochter-Schwiegermutter-Verhältnis hat Ruth Gall mittlerweile mehrere Bücher verfasst u.a. „Problemfall Schwiegermutter“ (Goldmann Verlag). Und Bedarf scheint es tatsächlich zu geben – ihre Bücher verkaufen sich nicht schlecht. Nach eigener Aussage möchte sie einen Beitrag leisten, das Mutter-Thema in der Gesellschaft zu enttabuisieren. Damit man auch Müttern, die „alles immer nur gut meinen“, mal auf den Zahn fühlen könne.

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Schwiegermutter-Opfer – Was kann frau tun?

Laut Ruth Gall gehören zum Repertoire einiger Schwiegermütter Verleumdung, Intrigen, Herumschnüffeln, Erpressung und sogar Handgreiflichkeiten. Aussagen wie „Das Kind ist nicht von meinem Sohn“, Anrufe beim Arbeitgeber, das Öffnen von Briefen, das Lesen von Kontoauszügen, Tagebüchern und Verträgen sind für manche Schwiegermütter kein Hindernis.

Manchmal reicht das Aggressionspotential bis hin zu Sachbeschädigungen. So manche Pflanze ist einer Schwiegermutter schon zum Opfer gefallen. Andere bedienen sich eher der emotionalen Erpressung, werden krank, drohen Selbstmord an oder weinen und schweigen – bis alles nach der eigenen Nase tanzt. Wenn Kinder vorhanden sind, wird der Konflikt oft auf deren Rücken ausgetragen. Nicht selten entstehen so Ess- oder Konzentrationsstörungen oder andere Verhaltensauffälligkeiten.

Was geht in Schwiegermüttern vor?

Erklärungen für ein solches Verhalten können wie folgt aussehen: Mit der Hochzeit ihres Sohnes kommen Schwiegermütter in ein Alter, das sie besonders fordert. Sie werden älter und kommen in die Wechseljahre. Ihre eigenen Eltern werden hilfsbedürftig und sterben. Falls ein Partner vorhanden, ist er meist beruflich sehr eingespannt. Und dann werden ihnen auch noch die Kinder „genommen“! Einige kommen nicht damit klar, nur noch die Nummer zwei im Leben ihres Kindes zu sein und es entfaltet sich eine Konkurrenzsituation. Gegenseitiges Verständnis für die jeweilige Lebenssituation kann der Beziehung nur gut tun.

Was kann man tun?

Verschärft werden kann eine problematische Beziehung zur Schwiegermutter noch durch räumliche Nähe und finanzielle oder anders geartete Abhängigkeiten. Auch der Partner – meist der Sohn – ist gefordert, Stellung zu beziehen. („Wenn du sie ablehnst, lehnst du auch mich ab.“) Das Paar sollte als Einheit auftreten. Allein dadurch können sich Konflikte schon beruhigen.

Wenn räumliche Nähe oder Abhängigkeiten sich nicht ändern lassen, der Partner keine geeignete Rolle im Konflikt annehmen kann oder einfach alles nichts bringt, sollte man professionelle Hilfe in Form einer Psychotherapie (als Einzel-, Paar- oder Familientherapie) in Anspruch nehmen. Auch Methoden zur Stressbewältigung und der Besuch einer Selbsthilfegruppe können hilfreich sein. In der Selbsthilfegruppe erfährt man Verständnis für ein Problem, dass häufig bagatellisiert wird und der erste Schritt aus der Isolation ist getan.


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