Haushaltsbuch

Warum Familien wie ein Unternehmen geführt werden sollten

Nicht alle Menschen können gut mit Geld umgehen. Bei Alleinstehenden ist das oft noch nicht so dramatisch. Sobald die Familie jedoch größer wird, ein Partner mit im Haushalt lebt oder Kinder dazu kommen, müssen die Finanzen im Blick behalten werden. Ein Haushaltsbuch ist dafür ein ebenso einfaches wie wirkungsvolles Mittel.

Ist am Ende des Geldes immer noch zu viel Monat übrig, sollten Betroffene unbedingt ein Haushaltsbuch führen. Experten raten ein solches jedoch für alle Familien – spätestens, wenn das erste Kind auf die Welt kommt. Gerade solche einschneidenden Veränderungen reißen sonst schnell eine Lücke in das Haushaltsbudget und können dadurch finanzielle Sorgen hervorrufen. Ein Haushaltsbuch hilft dabei, die Einnahmen sowie Ausgaben im Blick zu behalten, dadurch bewusster zu wirtschaften und eine eiserne Reserve anzusparen. Aber wofür?

Jede Familie sollte eine eiserne Reserve haben

Eigentlich ist Deutschland als der Weltmeister im Sparen bekannt und tatsächlich gehen viele Deutsche im internationalen Vergleich sehr konservativ mit ihrem Geld um. Rund 51 Prozent sparen regelmäßig, immerhin 35 Prozent zumindest gelegentlich. Jeder Siebte bildet hingegen keine Rücklagen. Bei 15 Prozent der Deutschen sind es nur weniger als 50 Euro pro Monat. Diese „Sparfaulheit“ ist nicht immer eine freie Entscheidung. Viele Familien müssen mit einem knappen Budget auskommen und haben schlichtweg keinen finanziellen Puffer zum Sparen. Eine Situation, die schnell zum Teufelskreis werden kann, wenn plötzlich eine unerwartete Investition wie die kaputte Waschmaschine ansteht. Als Faustregel gilt eigentlich, dass jeder Haushalt eine eiserne Reserve von mindestens 10.000 Euro für solche Investitionen auf dem Konto haben sollte. Wer kann, spart bestenfalls sogar sechs Monatsgehälter an – sozusagen für schlechtere Zeiten. Für Selbstständige mit unsicherem Einkommen empfehlen sich unter Umständen sogar höhere Beträge. Beamte können etwas weniger auf die Seite legen, benötigen aber ebenfalls ein finanzielles Polster. Auch hier kann schließlich mal das Auto versagen oder es stehen andere unerwartete Ausgaben auf der Agenda.

Sparen in Niedrigzinszeiten

Feind des Sparbuches: Der Nullzins
Feind des Sparbuches: Der Nullzins

Geld zur Seite zu legen, ist jedoch nicht nur als eiserne Reserve sinnvoll. Die Hälfte der Deutschen spart stattdessen auch gezielt für ihre Altersvorsorge. Angesichts der zunehmenden Altersarmut in Deutschland, ist das eine gute Idee. In Zeiten der Nullzinspolitik macht es jedoch nur wenig Sinn, Geld auf dem Konto anzuhäufen. Da Deutsche vergleichsweise konservative Anleger sind, werden sie trotz Sparwut derzeit immer ärmer. Es kommt also nicht nur darauf an, Rücklagen zu bilden, sondern diese müssen auch sinnvoll angelegt werden. In Niedrigzinszeiten stellt das eine echte Herausforderung dar. Anlagemethoden gibt es viele. Welche davon für die eigene Familie geeignet ist, hängt stets vom Einzelfall hab.

Haushalte sollten ihr Risiko bestenfalls streuen und auf eine Kombination unterschiedlicher Modelle setzen: Gold beispielsweise, Rentenfonds oder Immobilien. Dennoch sollte die bereits erwähnte eiserne Reserve auf einem Konto gelagert und stets verfügbar sein. Es empfiehlt sich also ein Tagesgeld- oder Girokonto, nicht jedoch eine Festgeldanlage. Auch die Investition in ein Eigenheim kann durchaus sinnvoll sein, sei es zum Bewohnen für die eigene Familie oder zum Vermieten als Geldanlage. Jedoch muss auch in diesem Fall ausreichend Liquidität vorhanden sein, um unerwartete Ausgaben wie Reparaturen stemmen zu können. Ansonsten wird die Immobilie schnell zum finanziellen Sorgenkind.

Haushaltsbuch: Simpel, aber wirkungsvoll

Besserverdiener haben oft weniger Probleme damit, eine solche eiserne Reserve zu bilden. Dennoch kann auch in solchen Haushalten die Auflistung der Einnahmen und Ausgaben zumindest für einige Monate sehr interessant sein und Sparpotenziale aufzeigen. Doch es sind gerade junge Familien oder Geringverdiener, ebenso wie Personen mit Problemen beim Sparen, welche laut Experten ein Haushaltsbuch führen sollten. Genau genommen sei eine Familie nämlich nichts anderes als ein kleines Unternehmen und müsse daher über eine Buchhaltung verfügen, so die landläufige Meinung. Tatsächlich ist ein Haushaltsbuch nur wenig Aufwand, kann jedoch finanzielle Sorgen präventiv verhindern und stellt zugleich die optimale Vorbereitung für die jährliche Steuererklärung dar. Zudem deckt ein Haushaltsbuch Sparpotenziale auf, sodass am Ende des Monats mehr Geld übrig ist – sei es für die Bildung einer Reserve oder einfach für einen schönen Urlaub.

Es gibt nämlich durchaus Möglichkeiten zum Sparen von Geld, ohne dass die Familien Einschränkungen hinnehmen müssen. So beispielsweise beim Strom: Für die Lebensqualität macht es keinen Unterschied, ob die Elektrogeräte stets im Standby-Modus laufen oder gänzlich abgeschaltet werden – für den Geldbeutel schon. Auch der Wechsel des Strom- oder Gasanbieters kann für Einsparungen im dreistelligen Bereich pro Jahr sorgen, ohne dass es für die Familie spürbare Änderungen gibt. Auch über ihre Versicherungsbeiträge haben viele deutsche Haushalte keinen ausreichenden Überblick. Ein Haushaltsbuch hilft also dabei, Sparpotenziale aufzudecken und die Finanzen nachhaltig zu verwalten – wie in einem Unternehmen.

Auflistung der Einnahmen sowie Ausgaben

Haushaltsbuch
Einnahmen und Ausgaben im Überblick: Das Haushaltsbuch

Aber wie genau funktioniert so ein Haushaltsbuch? Eigentlich handelt es sich dabei – wie bereits erwähnt – um nichts anderes als die Auflistung der Einnahmen und Ausgaben. Es sollte zumindest nach Veränderungen wie der Geburt eines (weiteren) Kindes für mehrere Monate geführt werden, ist aber auch dauerhaft möglich sowie sinnvoll. Kompliziert ist ein Haushaltsbuch nicht, jedoch bedeutet es etwas Fleißarbeit. Am besten wird dieses wöchentlich gepflegt. Sinnvoll ist es auch, die Belege vom Einkauf unter der Woche zu sammeln. Viele Haushalte machen den Fehler, ein Haushaltsbuch zwar aufzusetzen, nicht aber zu pflegen. Bei Familien sollten zudem alle Mitglieder in die Finanzplanung einbezogen werden. Das betrifft natürlich den Ehepartner beziehungsweise die Ehepartnerin, ebenso jedoch die Kinder, sobald diese alt genug sind.

Je früher diese in die Finanzplanung einbezogen werden, umso besser können sie im späteren Leben mit ihren Finanzen haushalten. Zudem ist die Familie ein „Unternehmen mit gemeinschaftlichen Zielen“, sprich es sollte zumindest in einem gewissen Ausmaß Demokratie gelebt werden. Berufen Sie also wöchentliche oder monatliche „Meetings“ ein, um die finanzielle Situation sowie zukünftigen Ziele zu besprechen: Welche Investitionen werden geplant? Welche Wünsche stehen im Raum? Soll dafür gespart werden und wie? An welcher Stelle muss noch besser gewirtschaftet werden? Diese sind nur einige Beispiele für Fragen, welche gemeinsam als Familie geklärt werden sollten. Weiterhin kann in den Auflistungen gemeinsam nach Einsparungspotenzialen gesucht werden. Doch wie genau sieht eigentlich so ein Haushaltsbuch aus?

  • Das Haushaltsbuch kann noch klassisch von Hand oder modern auf dem Computer geführt werden, beispielsweise in einer Excel-Liste.
  • Erst einmal werden jeden Tag sämtliche Einnahmen und Ausgaben aufgelistet oder die Belege zumindest an einem Ort gesammelt.
  • In der ersten Spalte wird daher das jeweilige Datum notiert.
  • Prinzipiell reichen nun zwei weitere Spalten für die Einnahmen und Ausgaben, jedoch kann eine weitere Unterteilung sinnvoll sein. Welche, hängt stets von den individuellen Gewohnheiten ab.
  • Für wiederkehrende Positionen wie die Miete kann eine eigene Spalte angelegt werden, um die Übersichtlichkeit zu erhöhen.
  • Eine weitere Spalte listet die Höhe der Rücklagen auf. So ist auf einen Blick erkenntlich, ob diese steigen oder schrumpfen. In letzterem Fall kann direkt nach den Ursachen gesucht werden.
  • Weitere Spalten dienen vielleicht den Versicherungen, Hobbys, Lebensmitteleinkäufen oder einzelnen Personen im Haushalt – je nachdem, was die Familie als sinnvoll erachtet.
  • Optimal ist es, wenn alle Einnahmen und Ausgaben über ein Bankkonto laufen, so entspricht der Kontoauszug bereits zu großen Teilen dem Haushaltsbuch. Das verringert die Arbeit und erhöht die Übersichtlichkeit.
  • Ist das nicht möglich, müssen die Bargeschäfte gesondert im Haushaltsbuch erfasst werden.

Je übersichtlicher das Haushaltsbuch geführt wird, umso besser lassen sich Einsparungspotenziale identifizieren. Es ist daher wichtig, nicht nur die Beträge der Einnahmen und Ausgaben aufzulisten, sondern unbedingt auch deren Verwendungszweck. Nun müssen sich die Familien nur noch fixe Termine zur Auswertung des Haushaltsbuches setzen, beispielsweise monatlich oder quartalsweise. Anschließend wird unter dem Strich alles zusammengerechnet und ein Finanzplan für die kommenden Wochen und Monate aufgestellt. Mindestens einmal jährlich sollten zudem Preisvergleiche für Ausgaben wie Strom und Gas oder die KFZ-Versicherung vorgenommen werden. Gegebenenfalls ist ein Anbieterwechsel sinnvoll. Wer sich einmal an das Führen eines solchen Haushaltsbuches gewöhnt hat, geht fortan bewusster mit seinem Geld um und kann für seine Familie dadurch finanzielle Sicherheit schaffen – auch angesichts einschneidender Veränderungen wie der Geburt eines Kindes oder dem Erwerb eines Eigenheims.

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