Humane Papillomviren Soll ich mein Kind gegen HPV impfen lassen? Annika Misina Aggressiv beworben und kontrovers diskutiert: Ist die HPV-Impfung wirklich eine sinnvolle Vorsorge gegen Krebs oder nur ein Coup der Pharmaindustrie? Wann es sinnvoll ist, Ihr Kind gegen HPV impfen lassen sollten, lesen Sie hier. HPV steht für humane Papillomaviren. Es handelt sich um sexuell übertragbare Viren, die in mehrere Untergruppen unterteilt werden. Einige von ihnen, darunter Typ 16 und 18, sind an der Entstehung von Gebärmutterhalskrebs beteiligt sind, andere (Typ 6 und 11) an der von gutartigen Warzen im Genitalbereich. Papillomaviren können zudem weitere seltene Krebsarten (mit-)verursachen, die die weiblichem äußeren Genitale betreffen, aber auch Penis, After und Mund. In der EU sind zwei verschiedene Impfstoffe zugelassen: Gardasil® (Sanofi Pasteur MSD) richtet sich gegen die HPV-Typen 6, 11, 16 und 18 und Cervarix™ (GlaxoSmithKline) gegen die Typen 16 und 18. Ziel der Impfung ist die Verhinderung von Gewebeveränderungen, sogenannten Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses. Bereits bestehende Infektionen mit HPV können durch sie nicht behandelt werden. Eine Impfung ersetzt auch nicht die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung (Pap-Test) beim Frauenarzt, da nicht alle krebsauslösenden HPV-Typen erfasst werden. Impfempfehlung für Mädchen von 12 bis 17 Jahren Mittlerweile wurde die HPV-Impfung in das Impfprogramm von über 80 Ländern aufgenommen. Seit 2007 empfiehlt die ständige Impfkommission (STIKO) die Impfung gegen die HPV-Typen 16 und 18 für alle Mädchen von 12 bis 17 Jahren. Die Impfung sollte vor dem Start eines sexuell aktiven Lebens erfolgen, denn die Infektion kann bereits beim „ersten Mal“ geschehen. Über das empfohlene Alter hinaus liegt eine Impfung in der Entscheidung der Frau und des Arztes. Wirksamkeit in Diskussion Es gibt Studien, welche die hohe Wirksamkeit beider Impfstoffe belegen. Dennoch ist die schnelle Akzeptanz der HPV-Impfung mehrfach kritisiert worden. Kritikpunkte sind u.a., dass die Studien sich auf die Entstehung von Krebsvorstufen beziehen, dass noch keine Langzeitergebnisse vorliegen und die (durchaus übliche) Beteiligung der Herstellerfirmen an der Mehrzahl der Studien. Auch nach wiederholter Prüfung der Sachverhalte erachtet die STIKO eine Impfung für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren für sinnvoll, wenngleich sie empfiehlt die Impfkampagne durch wissenschaftliche Studien zu begleite und ihren Nutzen weiterhin zu prüfen. Umstritten ist vor allem die aggressive Marketing-Kampagne der Pharmafirmen, die mit missverständlichen Slogans wie „Impfung gegen Krebs“ zum Teil falsche Erwartungen weckt und mehr Fragen aufwirft als aufklärt. Impfrisiken HPV-Impfstoffe sind nach gegenwärtigem Wissensstand gut verträglich und sicher. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind Rötung, Schwellung und Schmerzen an der Impfstelle. Eine Übersichtsstudie aller bisherigen Erhebungen durch das Deutsche Institut für medizinische Dokumentation und Information (DIMDI) weist allerdings auf offene Fragen bezüglich seltener Nebenwirkungen hin. Ablauf der HPV-Impfung Die Impfungen werden in den Muskel (meist Oberarm) eingebracht. Bei Gardasil gilt für die Grundimmunisierung das Impfschema 0-2-6 Monate, d.h. erneute Impfungen nach 2 bzw. 6 Monaten nach Erstimpfung. Bei Cervarix gilt das Impfschema 0-1-6 Monate. Ob eine Auffrischimpfung erforderlich wird, ist wegen der Kürze der Studiendauer derzeit noch nicht bekannt. Kosten der HPV-Impfung Die gesetzlichen Krankenkassen tragen die Kosten für Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren. Manche Krankenkassen übernehmen als freiwillige Leistung die Kosten für die Impfung von Frauen bis zum 26. Lebensjahr. Alle anderen müssen in der Regel die Kosten für die Impfung selbst tragen. Laut „Arzneiverordnungsreport 2009“ kostet die Impfung in Deutschland ungefähr 480 € pro Person. Hinzu kommen Kosten für die ärztliche Beratung und die Durchführung der Impfung. Die Kosten-Nutzen-Analysen sind in den verschiedenen Ländern teilweise sehr unterschiedlich ausgefallen. Sie können sich allerdings derzeit nur an Modellrechnungen orientieren, da Langzeitergebnisse noch ausstehen. Fazit Lassen Sie sich bei der Frage, ob Sie Ihr Kind gegen HPV impfen, nicht verunsichern. Nach gegenwärtigen Stand empfiehlt sich eine Impfung für junge Mädchen, bevor sie sexuell aktiv werden. Trotzdem sollten sie weiter zur Vorsorge beim Frauenarzt gehen. Und bei allen denjenigen, die den Zeitpunkt für die Impfung verpasst haben: Keine Panik – nicht jede Infektion führt zu Gebärmutterhalskrebs.Bei regelmäßiger Vorsorge ist Gebärmutterhalskrebs in seinen Vorstufen gut behandelbar.Und nicht vergessen: Gegen die Infektion mit HPV hilft auch der Gebrauch von Kondomen (wenn auch nicht 100%ig).
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