Entwicklung des Gefühlslebens

Wie Kinder Angst empfinden

Das dritte Lebensjahr wird für Eltern und Kind allgemein als besonders anstrengend empfunden. Woran mag das liegen? Ein Grund dafür ist in der emotionalen Entwicklung von Kindern zu suchen.

Für Kleinkinder besteht in diesem Lebensabschnitt das Leben aus heftigen Gefühlen, die entweder schwarz oder weiß sind, einen Grauwert scheint es nicht zu geben.

Nach Ansicht des Psychologen Caroll E. Izard (1994) existieren zehn unterschiedliche Gefühle, die auf der ganzen Welt, in jeder Kultur vorkommen: Interesse, Leid, Widerwillen (Trotz), Freude, Zorn (Wut), Überraschung, Scham, Furcht (Angst), Verachtung und Schuldgefühl.

Bereits bis zum zweiten Lebensjahr zeigt das Kleinkind alle Grundemotionen. In den folgenden Jahren setzt sich die Differenzierung der Gefühle fort. Eltern erleben nun eine Veränderung des Ausdrucks und Erlebens von Gefühlen und stehen diesen, meist heftigen Formen, hilflos gegenüber. Während zum Beispiel der Säugling auf Furcht auslösende Reize mit Schreien reagiert, sucht der Zweijährige Schutz bei der Mutter oder er läuft plötzlich davon.

In der Art wie die engsten Bezugspersonen auf dieses Verhalten reagieren, lernt ein Kind, welche Arten des Gefühlsausdrucks von der Gesellschaft akzeptiert werden, und es lernt dadurch, welche Gefühle es zeigen darf und welche nicht. Mit derartigen Verhaltensnormen, die dem Menschen sagen, welches Gefühl er wie und mit welcher Intensität äußern darf, ist der Mensch auch als Jugendlicher, Erwachsener und alter Mensch konfrontiert.

Ärger und Wut lassen sich, ähnlich wie die Furcht, schon sehr früh erkennen, und zwar als Reaktion auf Bedrohungen oder bei Versagung von Wünschen und Bedürfnissen. Liebe und emotionale Zuwendung werden in den ersten Lebensjahren in der engen Beziehung zu festen Bezugspersonen grundgelegt. Die meisten Entwicklungstheorien betonen die Wichtigkeit von intensiven emotionalen Kommunikationsprozessen nicht nur für die Entwicklung von Liebe und Zuwendung, sondern für die weitere Entwicklung aller psychischen Funktionen, Fähigkeiten und Kräfte.

Gefühlsschwankungen

Kinder im dritten Lebensjahr schwanken extrem zwischen den genannten Gefühlen. Mal sind sie glücklich, was sie ihren Eltern auch unmittelbar zeigen. Sie lachen, wollen küssen und ihre Arme um den Hals legen. Plötzlich jedoch fühlen sie sich schlecht, weinen und wirken womöglich untröstlich. Wenn Kinder in diesem Alter wütend oder frustriert sind, werden sie es genauso unmissverständlich zeigen.

Gefühlsausbrüche

Für die Eltern ist es oft schwer, mit den Gefühlen des eigenen Kindes umzugehen, diese einzuschätzen und richtig darauf zu reagieren.

Auch das Kind wird von seinen eigenen Gefühlsausbrüchen gebeutelt, denn es kann sich nicht anders mitteilen, die Gefühle brechen mit einer Heftigkeit über das Kind herein, ohne dass es sie steuern kann. In diesem Alter kennt ein Kind noch nicht die Worte, um sich differenziert über sein Gefühlsleben zu äußern. Fühlt es sich gerade stolz, schuldig, überfordert, freundlich oder unwohl? Für alle Gefühle hat es nur drei Ausdrucksmöglichkeiten parat: Weinen, Lachen oder Wut.

Konkrete Fragen, könnten die Gefühlslage ermitteln. Dabei dürfen aber die Gefühle nicht klein geredet werden. Für das Kind sind seine Gefühle im Augenblick des Ausbruchs absolut real.

Unverfälschte Gefühle

Ein Kind darf auf keinen Fall verunsichert werden, indem seine Gefühle in Abrede gestellt werden. „Sei nicht traurig!“, „Es gibt keinen Grund wütend zu sein.“, „Du brauchst nicht zu weinen, du bist nicht verletzt“, sind Aussagen, die ein Kind auf Dauer dazu bringen werden, an seinen Gefühlen zu zweifeln. Für ein späteres erfülltes Leben als Erwachsener ist es jedoch keine gute Voraussetzung, an eigene Gefühle zu zweifeln. Folgen sind, nicht zu wissen, was man fühlt und will.

Der Grund bspw. eines Wutausbruchs bleibt vielleicht für immer verborgen, wenn ein Kind nicht die Erfahrung machen kann, was gerade die heftige Gefühlswelle auslöste. Es muss ihm geholfen werden, auf Dauer mit seinem Gefühlen umzugehen. In diesem Alter sind der Ausdruck von Gefühlswallungen noch unverfälscht und keinen Gesellschaftsnormen angepasst. Es sind Gefühle pur.

Tipps bei Furcht!

Furcht sowie Angst sind besonders starke Gefühle, die nicht so leicht zu erklären sind. Kleine Kinder haben zum Teil recht spezifische Ängste. Zum einen ängstigen sie sich vor dem Verlassenwerden, was sicherlich eine der größten Befürchtungen für Kinder ist. Auf der anderen Seite fürchten sich Kleinkinder zuweilen auch vor der Dunkelheit, vor lauten Geräuschen, wie Donner, vor bellenden Hunden oder um den Kopf schwirrende Insekten, manchmal auch vor einem Monster, das unter ihrem Bett lauert.

Wie lernt eine Kind, besser mit seinen Gefühlen und Ängsten umzugehen?

Konkrete Fragen helfen: Hast du Angst? Was macht dir Angst? Hast du Angst, dass etwas passieren kann? Angst nicht abwerten mit Phrasen wie: „In der Dunkelheit kann dir nichts passieren!“

Besser ist es, dem Kind zu zeigen, dass nichts passieren kann! Zum Beispiel das Kind auf den Schoß nehmen und sich zusammen in das dunkle Zimmer setzen. Gemeinsam kann nun nach Geräuschen gelauscht werden, die in der nächtlichen Wohnung zu hören sind. Dabei kann erklärt werden, dass es der Kühlschrank ist, der brummt.

Hat ein Kind starke Angst, muss es getröstet werden. Es braucht das Gefühl beschützt zu werden und in Sicherheit zu sein. Natürlich kann man die Angst vor einem Monster auch verharmlosen: „Nein, es gibt keine Monster, nur in Filmen und Märchen.“ Manchmal braucht ein Kind mehr, weil es davon nicht überzeugt ist. Diese Zweifel sollten unbedingt ernst genommen werden.

Indem ein ängstliches Kind vielleicht ein Amulett geschenkt bekommt, welches vor Monstern schützt, kann dies sich schon beruhigend auswirken. Wenn zusätzlich noch versprochen wird zu helfen und jederzeit da zu sein, werden besorgte Eltern und auch andere Bezugsperson dem Kind wirklich helfen.

Ebenfalls sinnvoll ist es, wenn Eltern ihrem Kind erklären und zeigen, dass es sich nicht zu ängstigen braucht. Doch um überzeugend zu wirken, müssen Eltern erst einmal die Angst ihres Zöglings erkennen und wissen, dass dieses Gefühl nicht leicht für ihr Kleines ist.

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