Hochbegabte Kinder

So fördern Sie Ihr hochbegabtes Kind

Eltern hochbegabter Kinder haben es nicht leicht. Ein hochbegabtes Kind zu fördern und zu erziehen stellt große Ansprüche an sie – aber auch an das außerfamiliäre Umfeld der Kinder. Worauf ist zu achten, wo gibt es Rat und Hilfe?

Ein hochbegabtes Kind speziell zu fördern hat zwei Gründe: Erstens, weil noch andere Bedingungen erfüllt sein müssen, damit ein hochbegabtes Kind sein Potential ausschöpfen und wirkliche Hochleistungen erbringen kann. Zweitens, weil es auch zu emotionalen und sozialen Fehlentwicklungen führen kann, wenn die Begabung des Kindes nicht erkannt und entsprechend gefördert wird. Die Hauptverantwortung liegt dabei natürlich bei den Eltern, aber auch außerhalb der Familie gibt es viele Personen und Institutionen, die helfen können.

Grundsätze der Förderung

Damit Ihr Kind glücklich, gesund und erfolgreich sein kann, müssen Talent, Charakter und Umwelt auf günstige Weise zusammenwirken. Wichtig ist vor allem, das richtige Maß zu finden. Das Kind sollte weder unterfordert noch überfordert werden.

Zunächst sollte man natürlich alles daran setzen, das Talent selbst auszubilden, dem Kind also ausreichend Gelegenheiten und Anreize bieten, seinen Neigungen und Fähigkeiten nachzugehen. Selbst hochbegabte Kinder können ihr Potential ohne Wissen, Erfahrung und Übung nicht ausschöpfen. Darüber hinaus sollten wichtige Charaktereigenschaften wie Motivation und Ausdauer gestärkt werden, also die Bereitschaft zur intensiven und fortgesetzten Beschäftigung über Unlust und Misserfolge hinweg. Auch sollte für genügend Ausgleich und Erholung gesorgt sein.

Förderung in der Familie

Innerhalb der Familie kann man die Motivation und Leistungsentwicklung des Kindes auf unterschiedliche Weise fördern. Hier einige Hinweise:

  • vielfältiges Spielzeug
  • realistische Erwartungen, damit der Spaß und die Erfolgsaussichten gewahrt bleiben (wichtig: Beugen Sie Unsicherheiten und Ängstlichkeit vor, indem Sie positive Ziele formulieren; der Antrieb des Kindes sollte nicht darin bestehen, Misserfolg zu vermeiden!)
  • Ermutigung, die eigenen Interessen zu verwirklichen
  • auf Fragen eingehen (Kind bestimmt das Tempo)
  • Lesen und Rechnen fördern, wenn es dem Kind ein Bedürfnis ist (in Alltag integrieren, beispielsweise beim Einkaufen)
  • gemeinsame Unternehmungen (Spiele, Museen, Besuch von Wettkämpfen)
  • ausgewählte Hilfsmittel zuführen (Lernspiele, Bücher, CDs, DVDs, TV, Computer)
  • Lob bzw. Belohnung (auch bei kleinen Fortschritten)
  • das Kind aussprechen lassen, Nörgelei und Gleichgültigkeit vermeiden
  • auf Spott und Hänseln verzichten, stattdessen konstruktive Kritik (Vorschläge machen, Anregungen geben, Anstrengung und gute Absicht loben)
  • behutsam auf Stärken und Schwächen hinweisen (Stärkung von Selbstbewusstsein und Selbstkritik)
  • bei Geschwistern besonders auf Mädchen und die Mittleren achten; Leistungsvergleich vermeiden; jeweilige Stärken und Besonderheiten hervorheben
  • als Eltern eigene Interessen wahren und verfolgen (Vorbildfunktion)
  • evtl. früher einschulen (Kann-Bestimmung bis 5 Jahre; unter 5 Jahren besteht die Möglichkeit einer Sonderregelung – wenden Sie sich dazu bitte an Ihre Schule, die schulpsychologische Beratungsstelle und das zuständige Schulamt)
  • Absprachen mit Lehrern und Schulleitung über etwaige Förderung (z.B. anspruchsvollere Aufgaben und Sonderprojekte)
  • evtl. die Schule wechseln (wenn es keine einvernehmliche Lösung für die Probleme an der Schule gibt)

Leistung ist nicht alles

Auch wenn ein Kind über besondere Fähigkeiten verfügt, darf man darüber nicht die charakterliche, soziale Entwicklung und die psychische Stabilität des Kindes vernachlässigen. So sollten Eltern durch Ausnutzen ihrer Vorbildfunktion aber auch durch Lob und Ermunterung dafür sorgen, dass das Kind sowohl mit den eigenen Gefühlen als auch mit denen anderer angemessen umgeht. Um das Kind zu einem selbstbewussten, konfliktfähigen und gerechten Menschen zu erziehen, gelten folgende Empfehlungen:

  • regelmäßige Privatzeit mit dem Kind (es kann bestimmen, was gemacht wird, lernt aber auch, dass sonst die Eltern zu bestimmen haben)
  • Gespräche über die Sorgen des Kindes (tagsüber)
  • Gespräche über gute Gefühle und Erfolge (vorm Schlafengehen, damit der Tag harmonisch ausklingt)
  • Schwierigkeiten erklären, die andere Schüler und Lehrer mit dem Kind haben
  • Vermeiden von Überlegenheitsgefühlen; diese übertragen sich auf das Kind und erschweren die  soziale Situation zusätzlich; außerdem sollten Wert und Lohn der Hochbegabung in ihr selbst liegen; nur weil ein Kind hochbegabt ist, ist es kein besserer Mensch
  • Eltern äußern eigene Gefühle (wichtig für die spätere Konfliktlösung des Kindes)
  • behutsame Ablösung von der Mutter und Förderung neuer Beziehungen (stärkt die Selbständigkeit und den Gemeinschaftssinn)
  • sinnvolle Verbote, die z.T. begründet werden sollten (Willkür und Unlogik vermeiden)
  • Ruhezeiten für Eltern festlegen bzw. andere Bezugspersonen um Hilfe bitten (Großeltern etc.)
  • Ausgleich ohne konkretes Lernziel (Sport, Spiel, Musik)

Ein hochbegabtes Kind außerhalb der Familie fördern

Es gibt mehrere Quellen und Anlaufstellen, wo sich Eltern hochbegabter Kinder informieren und beraten lassen können. Außerdem werden vielfältige Veranstaltungen angeboten, in denen die Kinder ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen und außerdem auf ihresgleichen treffen können. Hier die wichtigsten Tipps:

  • Broschüren/Bücher (Achtung: z.T. veraltet oder kontrovers; suchen Sie stets das persönliche Gespräch mit Experten und Verantwortlichen)
  • Erfahrungsaustausch mit anderen „Betroffenen“ (Internetforen, Gesprächsgruppen, Zusammenführung der Kinder)
  • schulpsychologischer Dienst (Beratung, Schulung, Einzelfallhilfe)
  • Regionalvereine der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind
  • regionale, nationale und internationale Wettbewerbe (in sämtlichen Bereichen: Naturwissenschaft, Technik, Geisteswissenschaft, Sprachen, Künste …)
  • Seminare/Projekte (teilweise im Zusammenhang mit Wettbewerben angeboten)
  • Training/Privatunterricht (Sport, Musik …)
  • spezielle Klassen/Schulen
  • Stipendien

Eine ausführliche Liste mit Adressen und Ansprechpartnern sowie weiterführende Informationen gibt es z.B. auf der Seite des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Über die Suchfunktion finden Sie diverse Artikel zum Thema Hochbegabung als Download.

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