Hausunterricht / Homeschooling

Eine Alternative zum Schulunterricht?

In den letzten Jahren berichteten die Medien von mehreren deutschen Familien, die sich aus diversen Gründen weigern, ihre Kinder zur Schule zu schicken und sich für Hausunterricht entschieden haben. Dies hat aufgrund der Schulpflicht rechtliche Konsequenzen, weshalb sich bereits einige Familien gezwungen sahen, das Land zu verlassen. 

Laut der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen besuchen in Deutschland zwischen 40 und 80 Kinder aus religiösen Gründen keine Schule. Insgesamt gibt es derzeit etwa 500 bis 3000 deutsche Homeschooler. 

Hausunterricht hat sehr unterschiedliche Formen. Diese reichen von sehr offenen, vom staatlichen Schulsystem stark abweichenden Ansätzen („Unschooling“) bis zu nah an traditionellem Schulunterricht orientierten Varianten. Letztere ermöglichen den Schülern oft gute Ergebnisse bei staatlichen Prüfungen. So gibt es unter den mehr als 1,5 Millionen US-amerikanischen Homeschoolern einige Harvard-Absolventen. 


Bußgeld und Flucht ins Ausland

Deutschland ist das einzige europäische Land, in dem eine Schulpflicht besteht. Diese gestattet nur in Sonderfällen außerschulischen Unterricht, unter anderem bei Kindern, deren Eltern im Ausland arbeiten oder wenn ein Schüler aufgrund einer Krankheit nicht transportfähig ist. Die Bildung erfolgt dann durch examinierte Lehrkräfte und auf Grundlage des staatlichen Lehrplans. 

Wie einige weitere Familien wurde das Ehepaar Dudek zu einem Bußgeld verurteilt, da es seine Kinder gesetzeswidrig seit mehreren Jahren zuhause unterrichtet. Schulen betrachtet die Familie als Orte der Versuchung und Sünde. 

Die Eheleute Neubronner beschäftigten jahrelang deutsche Gerichte, da die zwei Söhne seit einigen Jahren nicht mehr zur Schule gingen. Schließlich flüchtete die Familie nach Frankreich, da Homeschooling dort legal ist. 

Im Januar 2010 beschloss ein US-Gericht, der deutschen Familie Romeike Asyl und Homeschooling zu gewähren. Laut dem Richter sei das Unterbinden von Hausunterricht die Verletzung eines grundlegenden Menschenrechts. 

Von Eltern genannte Gründe, weshalb sie Homeschooling bevorzugen

  • Schulen berücksichtigen bestimmte religiöse Werte nur unzureichend 
  • Schulbesuch sei nicht vereinbar mit den pädagogischen Prinzipien der Eltern und könne daher zu persönlichen Fehlentwicklungen führen
  • Ein Kind solle nicht zum Schulbesuch gezwungen werden
  • Ablehnung des staatlichen Schulsystems
  • Das staatliche Schulsystem verfolge einen heimlichen Lehrplan, der nicht den offiziellen Bildungszielen entspreche 
  • Hausunterricht biete bessere Bildungsmöglichkeiten und ermögliche dem Kind, selbstbestimmt zu lernen
  • Ablehnung der Schule als sozialisierende Institution
  • Schutz der Kinder vor Gewalt, Mobbing und Drogen 

Kritik an Homeschooling 

Kritiker von religiös begründetem Homeschooling sind der Ansicht, dass auch Kindern von sehr religiösen Eltern Wissen über Sexualität, Naturwissenschaften und verschiedene Weltanschauungen vermittelt werden muss. Die Ablehnung dessen sei oft der Grund für Hausunterricht. 

Einige Kritiker befürchten die Entstehung einer Parallelgesellschaft und dass sich die Schüler mit Gleichaltrigen unterschiedlicher Herkunft nicht ausreichend sozialisieren können. 

Fazit

Für Erziehende gilt es, abzuwägen, ob sie Hausunterricht unter Berücksichtigung der genannten Aspekte in ihrer Situation als vorteilhaft erachten und ob sie sich gegebenenfalls den rechtlichen Konsequenzen stellen möchten. 

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