Kinder in Bewegung bringen

Koordinationsvermögen fördern

Kinder in Bewegung bringen

Für Kinder gehört Bewegung zum täglichen Bedarf. Von Anfang an nutzen sie so ziemlich jede Möglichkeit, ihre Umgebung zu erkunden. Nebenbei fördern sie so ihre Koordination, Kraft und auch kognitiven Fähigkeiten. So weit die Theorie.

Mit der Beweglichkeit deutscher Vorschul- und Schulkinder scheint es allerdings in der Praxis nicht zum Besten zu stehen. Neben den jährlich stattfindenden Schuleintrittsuntersuchungen geben auch Krankenkassen, das Wissenschaftliche Institut der Ärzte in Deutschland (WIAD) oder der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) in unregelmäßigen Abständen entsprechende Untersuchungen in Auftrag.

Deren Ergebnisse weichen zwar, nicht zuletzt bedingt durch differierende Interessen, teilweise voneinander ab, zeichnen aber in der Tendenz ein klares Bild. Die körperliche Leistungsfähigkeit unserer Kinder nimmt kontinuierlich ab.

Seit Jahren abnehmende Leistungsfähigkeit

Demnach hat in Deutschland jedes fünfte bis sechste Kind im Vorschulalter bereits Übergewicht. Von 60.000 zehn- bis zwölfjährigen, die 2003 im Rahmen einer WIAD-Studie untersucht wurden, verfügte nur die Hälfte über einen angemessenen Muskelstand. Besonders auffällig war dabei die häufig anzutreffende Verkürzung der Gesäßmuskulatur.

Die Ursachen für den offenkundigen Bewegungsmangel unter Schulkindern sind vielfältig. Häusliche Freizeitangebote und falsche Ernährung gehören ebenso dazu wie mangelndes Vorbild der Bezugspersonen und schrumpfende öffentliche Haushalte.

Die möglichen Folgen für die betroffenen Kinder sind absehbar und können langfristig zu irreparablen Schäden führen. Neben motorischen Defiziten äußert sich Bewegungsmangel auch in verminderter Konzentrationsfähigkeit, muskulär bedingten Haltungsschäden sowie Herz- und Kreislaufschwäche.

Gründe genug also für Eltern, auch dem motorischen Wohl ihrer Kinder eine gesteigerte Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Sport und Spiel, wie sie sich auch im kindlichen Bewegungsdrang äußern, gehören zum Menschen und sollten daher ebenso selbstverständlich in die Erziehung integriert werden.

Dass manche Eltern aus Sorge oder einem ängstlichen Impuls gewisse Vorbehalte gegen die physische Aktivität ihrer Kinder entwickeln, ändert nichts an der grundlegenden Bedeutung, die sie für die gesunde Entwicklung von Kindern besitzt.

Kleinkinder – Motorische Gefühlswelt

In den ersten drei Lebensjahren vermischen Kinder noch willkürlich die verschiedenen Aspekte ihres Verhaltens. Motorische, emotionale und kognitive Prozesse fließen ineinander, wenn ein Kleinkind seinen Gefühlen Ausdruck verleiht.

Daher stellt Bewegung für das Kind ein unverzichtbares Mittel dar, einerseits Informationen über seine Umgebung, andererseits über seine eigenen Fähigkeiten zu sammeln. Somit stellt sich der Familie auch die Aufgabe, von Anfang an die motorischen Bedürfnisse des Kindes im Sinne einer Förderung seiner Gesamtpersönlichkeit zu gewährleisten.

Jede Gelegenheit für das Kind, optische und akustische Reize in seiner Umgebung wahrzunehmen oder selbst zu erzeugen, sollte dabei willkommen sein, auch wenn Eltern damit manchmal an die Grenzen ihrer eigenen Leistungsfähigkeit gebracht werden.

Vorschulalter

Im Vorschulalter sollte die Bewegungserziehung in erster Linie der allgemeinen Gesundheitsförderung des Kindes dienen und sich den immer noch präsenten Bewegungstrieb des Kindes zu Nutzen machen, um motorische Fähigkeiten wie Geschicklichkeit, Kraft und Ausdauer zu fördern.

Der spielerische Aspekt sollte dabei unbedingt im Vordergrund stehen. Ist das Kind kein Wettkampftyp, bewirkt das Festhalten an Trainingseffekten eher, dass es den Spaß an der Bewegung verliert.

Hierbei spielt gerade die Familie als „sportliche Erziehungsinstanz“ eine tragende Rolle. Anregung und Vorbild der Eltern prägen in dieser Phase das (spätere) Verhalten des Kindes. Die Schaffung geeigneter Bewegungsräume in der familiären Umgebung sowie der regelmäßige Besuch sicherer Spielplätze stellen erste Möglichkeiten dar.

Daneben gibt es in vielen Sportvereinen Angebote für diese Altersgruppe, an denen oft auch die Eltern teilnehmen können.

Schulalter

Im Schulalter beginnt die bisher bewegungsärmste Zeit des Kindes. Einerseits bekommt es mit dem Stundenplan nun regelmäßige Termine. Der Bewengsdrang des Kindes muss sich den gegebenen Zeitfenstern anpassen, was nicht immer einfach ist. Andererseits ist gerade der Schulsport zunehmend von Etatkürzungen betroffen. In der Folge werden Sportstunden an Schulen häufig fachfremd unterrichtet oder fallen ganz aus.

Somit bleibt es bei sachlicher Betrachtung weitgehend den Eltern überlassen, für die motorische Entwicklung ihrer Kinder Sorge zu tragen. Gerade Sportvereine bieten aber vielfältig abgestufte Möglichkeiten, das familiäre Bewegungsangebot zu ergänzen.

Sie bieten zudem den Vorteil, neben den motorischer Fähigkeiten auch das Sozialverhalten der Kinder zu schulen, indem Kontakte zu Gleichaltrigen geknüpft und ausgebildet werden.

Sport ist Bewegung

Sicherlich ist das Angebot an Sportarten abhängig vom jeweiligen Wohnort. Nicht jede Stadt bietet noch ein flächendeckendes Angebot an Schwimmbädern, nicht jedes Dorf verfügt über ein Mädchenfußballteam.

Ein Blick in das Online-Angebot der betreffenden Kommune schafft hier schon einen ersten Überblick. Der Kontakt zu Mitschülern führt auch oft zu dem Wunsch des Kindes, sich einem Sportverein anzuschließen. Eltern sollten diesen Wunsch respektieren und fördern, auch wenn das Interesse des Kindes an der jeweiligen Sportart nicht endgültig oder sein Talent vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennbar sein sollte.

Gerade in Mannschaftssportarten wie Fußball kann es aus diesen Gründen durchaus zu Anlaufschwierigkeiten kommen, über welche die elterliche Unterstützung hinweg helfen kann. Übervorsichtiges Verhalten der Eltern ist auch hier wenig hilfreich. Wenn Sie sich hinsichtlich der Methoden oder des sozialen Umfelds des jeweiligen Sportvereins nicht sicher sind, machen Sie sich vor Ort ein Bild der Gegebenheiten. Ein Kind, das partout den Spaß am Sport verloren hat, teilt dies seinen Eltern mit.

Bis dahin gehören auch Rückschläge zum erwünschten Lernprozess und werden in den meisten Fällen durch die teils langfristigen Vorteile mehr als aufgewogen, die sich für das Kind bei der Ausübung einer Sportart ergeben.

Es geht nicht um ein Leistungsprinzip, wenngleich dies nebenbei auch langsam ausgebildet wird. Sondern darum, Spaß an einer gesunden Lebensführung zu üben und sich spielerisch gemeinschaftliche Regeln anzueignen.

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