Die meisten Kinder haben heutzutage zu wenig oder falsche Freiheiten.

Das Kind Kind sein lassen

Freiheiten für Zuhause und Draußen

Die meisten Kinder haben heutzutage zu wenig oder falsche Freiheiten. Zwar bekommen sie früh ein Handy oder ein Tablet und einen Computer geschenkt und können sich in virtuellen Welten verlieren, sobald es aber etwa ans Herumstreunen im Haus oder draußen in der Natur geht, bekommen es viele Eltern mit der Angst zu tun.

Was, wenn das Kind sich verletzt? Was, wenn die Autofahrer nicht hinschauen? Was, wenn während oder nach der Schulzeit ein Amoklauf passiert? Dass Eltern mit der Angst um ihre Kinder deren Freiheiten und damit gesunde Entwicklung einschränken, ist vielen gar nicht bewusst. Was sollte also geändert werden und warum?

Warum es wichtig ist, dass Kinder entdecken

Früher war es kein seltenes Bild, dass die Kinder irgendwann morgens aus dem Haus gekommen sind und abends mit schmutziger Kleidung wieder zur Tür hereinsparziert kamen. Mama war dann meistens sauer und von Papa gab es mitunter sogar einmal einen Klaps auf den Hintern – und trotzdem waren die Eltern insgeheim vielleicht auch ein wenig stolz. Denn niemand wollte, dass das eigene Kind nur zuhause sitzt, während die anderen Nachbarskinder draußen Verstecken und Fangen oder Fußball spielen. „Dreck macht Speck“, war nicht nur das Motto beim Essen und bedeutete, dass Schmutz und Dreck abhärten und den Körper stärken. Es war eben auch das Motto für die Freizeit des Kindes: das Kind muss entdecken und das Leben erfahren, um groß und stark zu werden. Was hat sich seitdem geändert?

Die meisten Eltern überwachen heutzutage viel mehr und kreisen förmlich unaufhörlich um ihre Kinder. Die Gefahren sowohl im Haushalt, als auch „auf der Straße“ haben zugenommen: viel mehr technische Geräte in der Küche oder im Wohnzimmer oder Bad sind Gefahrenquellen für kleine, neugierige Streuner. Draußen herrscht mehr Verkehr, die Kriminalitätsrate nimmt zu und die Kriminellen scheinen immer skrupelloser zu werden. Kein Wunder, dass die Angst um das Wohlergehen der Kinder steigt. Sie darf aber nicht zu einer derartigen Paranoia werden, dass die Freiheiten der Kinder eingeschränkt werden. Denn sonst wird aus gesunder Kontrolle ungesunde Überwachung. Durch zu viel Abhängigkeit von den Erlaubnissen der Eltern können wiederum ernsthafte Entwicklungsprobleme entstehen: so fällt es Kindern, die nie selbst entscheiden dürfen, was sie unternehmen und machen, später häufig schwerer, selbstständig im Alltag zurechtzukommen. Außerdem leidet unter strikten Plänen und Abläufen die kreative und spontane Entfaltung der Kinder. Es gilt also, ein gesundes Maß an Regeln und Freiheiten zu finden.

Freiheiten für Zuhause

Gerade im Haushalt sollten Kinder ein größtmögliches Maß an Freiheiten genießen dürfen.

Gerade im Haushalt sollten Kinder ein größtmögliches Maß an Freiheiten genießen dürfen. Denn solange sie noch nicht ohne Eltern nach draußen gelassen werden können, ist das Haus oder die Wohnung ihre einzige und tägliche Spiel- und Entdeckungswiese. Hier lernen Kinder ihre ersten Schritte, hier Entdecken sie die Dimensionen, erkunden ihren eigenen Körper und auch ihre Emotionen und Reaktionen auf bestimmte Dinge. Damit sich Kinder hier ohne Probleme und Gefahren austoben können, sollten Eltern die Wohnung entsprechend „absichern“ und vorbereiten, damit sie Kindern nicht ständig Verbote aussprechen müssen und diese sich frei bewegen und entdecken können:

  • Gerade in modernen Smart Homes, in denen viel Technik in den Räumen vorhanden ist, gilt es, diese Technik kindersicher zu installieren. Viele der technischen Geräte für Smart Homes sind sogar extra kindersicher, wie beispielsweise Steckdosen mit Berührungsschutz oder Haartrockner mit Fehlerstrom-Schutzschaltern, die, bei einem Fall ins Wasser, den Stromkreis blitzschnell unterbrechen, um Gefahren zu vermeiden.
  • Dinge und Gegenstände, die nicht kindersicher gemacht werden können, wie zum Beispiel Messer oder spitze Scheren und Ähnliches in der Küche, sollten an Plätzen deponiert werden, die Kinder nicht erreichen können, wie zum Beispiel auf einem hohen Schrank. Noch besser ist es, diese Sachen in Schubladen einzuschließen. Gleiches gilt für Küchengeräte, wie Mixer, Pürierstab usw.
  • Freiheiten zuhause beziehen sich auch auf die Entfaltung der Kinder, zu der die Möglichkeit des Spielens und kreativen Ausprobierens gilt. Viele junge Kinder kritzeln und malen gerne alles voll, was, bei teuren Tapeten, nicht selten zur totalen Entrüstung der Eltern führt, obwohl diese es hätten besser wissen müssen. Vor allem in Kinderzimmern sollte, beim Bedürfnis der Kinder nach kreativer Betätigung, einfach bis zu einer bestimmten Höhe eine Maltapete aufgezogen werden, auf der sich die Kleinen austoben können. Ähnlich kreativ kann auch mit anderen Bedürfnissen und Wünschen der Kinder umgegangen werden – wichtig ist nur, flexibel zu sein, nicht immer Verbote auszusprechen und der Freiheit der Kleinen nicht sofort Grenzen zu setzen.

An der frischen Luft sein

Vor allem, wenn es darum geht, dass die Kinder ins Freie spielen gehen möchten und dabei vielleicht in einer Gruppe um die Häuser streunen, läuten bei vielen Eltern die Alarmglocken. Wo es früher ganz normal war, dass Kinder den Tag im Freien verbringen und lernen, selbstständig zu werden, lauern nach der Meinung einiger Eltern heutzutage einfach viel mehr und größere Gefahren auf offener Straße. Die Kinder dürfen dann nur in Begleitung einer Aufsichtsperson nach draußen und am besten nicht zu lange und nicht zu wild spielen usw. Gerade das regelmäßige Austoben im Freien ist für Kinder aber extrem wichtig.

Denn alleine aus gesundheitlicher Sicht ist es bedenklich, Kinder nicht regelmäßig an die frische Luft und ins Tageslicht zu lassen. Allergien, Übergewicht und die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten nehmen bei Kindern immer mehr zu. Laut Statistischem Bundesamt sind von Übergewicht sogar ein Fünftel aller Kinder betroffen. Durch Bewegung an der frischen Luft und sportliche Aktivität ließe sich dieser Zustand vermeiden. Außerdem stärkt das wichtige Vitamin D, das über die Sonnenstrahlen, bzw. die UV-Strahlung freigesetzt wird bereits im Säuglingsalter das Immunsystem. Auch für die gesunde Knochenbildung ist Vitamin D im Übrigen zuständig, weshalb Eltern früh mit ihrem Nachwuchs in die Natur gehen sollten.

Doch auch das wirkliche Austoben im Freien, auch einmal ohne die ständige Aufsicht eines Erwachsenen, ist für Kinder wichtig. Zum einen ist da der soziale Aspekt: Werden Kinder ab einem bestimmten Alter alleine gelassen, fangen sie ganz von alleine an, sich zu organisieren. Sie besprechen Pläne, bilden Gruppen, streunen umher und entdecken gemeinsam sich, ihr Verhalten und die Welt als echtes Abenteurland. Reden ständig Aufsichtspersonen dazwischen und verbeten dies oder jenes, werden Kinder in ihrem Entdeckungs- und Erfahrungstrieb eingeschränkt und fahren sich in Mustern und Wahrheiten fest, die sie selbst vielleicht gar nicht vertreten oder begreifen.

Darüber hinaus stärkt die uneingeschränkte Bewegung auf Spiel- und Sportplätzen nicht nur das Immun- und das Herz-Kreislauf-System, sondern trägt auch zur Bildung von Muskeln und einem starken Körper bei. In Wäldern, im Schwimmbad oder beim Radfahren an den verschiedensten Plätzen wird der Organismus der Kinder außerdem auf natürliche Weise mit Keimen konfrontiert, die ständig das Immunsystem stärken und damit Krankheiten dauerhaft vorbeugen können.

Freiheiten für Draußen

Obwohl Kindern auch beim Spielen und Entdecken draußen größtmögliche Freiheiten gelassen werden sollten, müssen die Regeln doch ein wenig strenger sein, als zuhause.

Obwohl Kindern auch beim Spielen und Entdecken draußen größtmögliche Freiheiten gelassen werden sollten, müssen die Regeln doch ein wenig strenger sein, als zuhause. Denn dort können Eltern die Wohnung oder das Haus so herrichten, dass Kindern im Grunde kaum etwas passieren kann. Im Freien dagegen gibt es natürlich Gefahrenquellen, die sich nicht beeinflussen lassen.

  • Kinder sollten unbedingt von Anfang an lernen, wie sie sich im Straßenverkehr zu verhalten haben. Wichtig ist, Regeln zu positivieren. Statt „Bei Rot darf man nicht gehen“ ist die Regel „Bei Grün darfst Du gehen“ besser. So nehmen Kinder die „Einschränkung“ gar nicht erst als eine solche wahr, sondern verknüpfen die Regeln mit etwas Positivem.
  • Um Kinder aufs Freie und die Wetterbedingungen vorzubereiten, sollten Eltern kontrollieren, ob die Kinder immer klimaentsprechend angezogen sind. Ein guter Anhaltspunkt zur Überprüfung der richtigen Kleidung ist die Körpertemperatur des Kindes, sobald es angezogen ist. Die Haut des Kindes sollte sich immer warm und trocken anfühlen – dann kann es mit gutem Gewissen ins Freie geschickt werden. Auch bei ungemütlicherem Wetter sollten Kinder raus dürfen. Dann allerdings gut eingepackt in Regenjacken, Matschhosen und bei Schnee in dicke Schneeanzüge.
  • Luft ist nicht immer gleich gesund: Zwar sollten Kinder immer wieder ins Freie, wenn sie aber lediglich Stadtluft atmen, können sie auch gleich zuhause bleiben. Wichtig ist es deshalb, mit Kindern regelmäßig auch in Naturparks oder außerhalb von Städte zu fahren und sie sich dort austoben zu lassen.

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